Keiner weiß im Moment, ob und wie es bei
Iced Earth weitergeht, nachdem sich Bandboss Jon Schaffer bekanntlich wegen seines Fauxpas im Jänner (beteiligt beim Angriff auf das Capitol) karrieretechnisch quasi ins eigene Knie schoss. Ohne hier weiter ins Detail zu gehen, dürfen in Tagen wie diesen auch positive Dinge berichtet werden. Zwar hat es nicht direkt mit Schaffer zu tun, aber die mir bis vor kurzem unbekannten, aus Sacramento/Kalifornien stammenden
Niviane, liegen stilistisch sehr nahe an der besagten Semi-Legende aus Florida.
Das Zweitwerk
"The Ruthless Divine" erblickte eigentlich bereits im letzten Herbst das Licht der Welt, doch was soll's? Die aus allen Poren triefende Qualität war und ist letztlich Anlass genug, das Produkt auf den Prüfstand zu stellen. Tja, und auch in diesen Gefilden gibt es einen nicht ganz unbekannten Musiker, der sein Fach bestens versteht! Norman Skinner, der das Mikro auch bei den ewigen Underdogs
Imagika bedient, hat dieses gewisse Etwas in seiner Stimme, wonach der Begriff POWER METAL erst seine Vollkommenheit erlangt. Nicht nur das. Die von vorn bis hinten überzeugenden, von Spielwitz und Passion durchzogenen Tracks bilden mit dessen Timbre ein homogenes Bollwerk, das dank seiner superben Riffs und mystischen Passagen gleichermaßen zu entzücken weiß. Zumindest dem geneigten Genre-Verehrer mit Vorliebe für
reinrassigen US M.E.T.A.L. wird dieser Mix aus thrashigen Zutaten, stampfenden Rhythmen sowie den omnipräsenten, dezent-epischen Melodien ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern.
Zwar würde ich mir für Bands solchen Schlages mehr Aufmerksamkeit wünschen, doch bedauerlicherweise ist der Markt übersättigt wie nie zuvor. Die Jungs sind also auf jeden Einzelnen angewiesen, der seine Geldbörse zückt und diesen audiophilen Edelstoff wirklich zu schätzen weiß. Was bei PR-Meisterstrategen à la
Powerwolf,
Sabaton und Konsorten schon lange als Selbstläufer gilt und künstlerisch nicht mehr ernsthaft hinterfragt wird, ist bei
Niviane nämlich eine komplett andere Ausgangslage. Egal. Falls es länger dauert, bis Herr Schaffer wieder eine Band auf die Beine stellt und ein vollwertiges Album veröffentlicht, kann ich mir
"The Ruthless Divine" dank seiner offensichtlichen Langzeitwirkung noch oft genug reinpfeifen.