Eigentlich konnte es ja nur großartig werden, das erste Soloalbum von
Esa Holopainen. Zu genial ist sein Gespür für Melodien und Songs. Zu groß die Souveränität und Klasse, die er uns nun schon seit über 30 Jahren mit seinem Baby
Amorphis in nahezu makelloser Regelmäßigkeit beweist.
Esa Holopainen schafft es mit "Silver Lake" in seiner unaufgeregten, ruhigen und ursympathischen Art, nordische Melancholie und Wehmut mit herrlichen Melodien, traumhaften Gitarren und einigen wirklich packenden Rhythmen zu paaren. Mit großartigen Gastsängern an seiner Seite erschafft er ein
Album voller Vielfalt, ein Werk das seinen Gästen immer schmeichelt und dennoch seine ureigene Handschrift trägt.
Allein für die beiden herrlich schwermütigen Melancholie-Nordmann-Schönheiten, die er
Katatonia-Stimme Jonas Renske geradezu auf den Leib geschneidert hat und denen die Flöte von Janne Huttunen eine stilsicher folkige Note verabreicht, würde man ebenso niederknien wollen, wie für das titelgebende Instrumental, mit dem uns Esa empfängt.
Filigran, emotional, superb!
Packend und treffsicher, aber auch abwechslungsreich und filigran zieht "Silver Lake" an uns vorbei. Ein Song wie das poppig und dennoch nordisch melancholisch groovende
"Promising Sun", bei dem
Soilwork/The Nightflight Orchestra-Ausnahmestimme Björn Strid brilliert, ist ebenso kompakt und klasse, wie der Moment, bei dem
Anneke Van Giersbergen mit ihrer zauberhaften Stimme den
astrein groovenden Folk-Pop-Ohrwurm "Fading Moon" veredeln darf.
Nebst all diesen wirklich starken Nummern sind meine persönlichen Highlights aber das herrlich verträumte
"Ray Of Light", dem
Einar Solberg vom
Leprous einen okkulten 80er-Pop-Akzent mit Mega-Hitpotential verleiht, und der ohne Zweifel überragend groovende Hit und Ohrwurm
"Storm", das der schwedische Folk-Rocker
Hakan Hemlin (
Nordman) überragend in Szene setzt. Großes Kino! Wenn man überhaupt ein Haar in der Suppe eines durchwegs hochkarätigen Albums suchen will, kann man ein psychedelisches
"Alkusointu" mit spoken Words des finnischen Schauspielers
Vesa Matti Liori vielleicht wenig sehr schwelgerisch und dem ein oder anderen dann auch zu kitschig verkaufen. Zur Gesamtaura von
"Silver Lake" passt aber auch dieser theatralische Schlenker richtig gut und so ist es eigentlich bezeichnend, dass der
"nur nette" Song mit
Tomi Joutsen am Mikro der unspektakulärste Moment einer sehr stimmungsvollen Scheibe ist.
Amorphis-B-Ware hätte es auf
"Silver Lake" definitiv nicht gebraucht.
Letztendlich trübt dies aber nicht den Spaß an einem
Album, das in seiner Vielschichtigkeit, in seiner grenzenlos frei wirkenden Kunst geradezu ein Lichtblick in diesen Tagen ist.
"Silver Lake" ist
nicht vorhersehbar, es ist nicht platt und es lässt sich gottlob auch in keine musikalische Ecke drängen.
Esa Holopainen offenbart uns ein von tollen Melodien geprägtes, melancholisches und zutiefst nordisches Folk-(Hard)-Rock Album, auf dem Pop ebenso Platz findet wie Metal.
"Silver Lake" ist
ein wunderschönes Stück Musik. Ein grandioses Album eines großartigen Musikers, der seine hochkarätigen Gäste perfekt in Szene setzt. Vielschichtig und voller verschiedenster Klangfarben, die dennoch wie aus einem Guss klingen und zu jedem Moment die raue, endlos weite Atmosphäre des hohen Nordens verinnerlichen.
"Silver Lake" ist ein hochatmosphärisches Stück Musik und eine herrliche musikalische Reise, auf die es sich zu gehen lohnt….