Die Kanadier
Kobra And The Lotus haben die besten Voraussetzungen, bei den Herren Kritikern in die berüchtigte Dogma-Falle zu laufen: eine absolute herzeigbare Sängerin als mediales Aushängeschild, sowie, einen auf Anschlag produzierten Neuzeit-Metal, quasi eine härtere Version von
Evanesance; also Attribute, die bei so manch Szenepolizisten nicht unbedingt als Kernbotschaft des Rock N‘ Roll durchgehen.
Sei's drum. Ich persönlich empfinde die Angelegenheit weit entspannter. Dass das Quintett Songs schreiben kann, bewies es ausreichend auf seinen früheren Alben, die deutlich rauer bzw. thrashiger klangen und erst seit dem
"Prevail"-Doppelschlag einen zeitgemäßen Anstrich erhielten. Die zwölf enthaltenen Tracks auf
"Evolution" profitieren selbstverständlich vom perfekten Sound, für den niemand geringerer als Michael Baskette (
Alter Bridge) gewonnen werden konnte. Doch auch das Songwriting stimmt über weite Strecken. Ob stramme Riff-Hämmer wie der Opener/Titletrack, Vollzeit-Groover der Marke
"Burn!", trockener Rock N' Roll (
"Thundersmith"), orientalische Vibes (
"Wounds"), oder coole Offbeats in Form von
"Liar":
Kobra And The Lotus lassen nirgendwo was anbrennen. Na klar – sex sells. Trotzdem stimmt hier die gesangliche Performance von Miss Paige über die gesamte Distanz. Von Kommerz oder Kalkül kann hier kaum die Rede sein.
Fazit: Das sechste Album der aus Calgary stammenden Formation ist ein rundes Gesamtpaket mit vielen Facetten geworden. Sentimentale und weiche Klänge treffen auf nicht weniger harte und wuchtige. Die Songs unterscheiden sich zudem deutlich und der angesprochene Sound schlägt auf die berüchtigte 12!