Selten aber doch greife ich noch zur Oldschool-Wundertüten-Methode, oder zum genaueren Verständnis: man bestellt sich einen vielversprechenden Tonträger, ohne ihn zuvor gehört zu haben, oder aber, lediglich ein paar Songschnipsel bzw. ein Videoclip kamen im Vorfeld zum Zug. Die erste Single-Auskoppelung
"Carved In Stone" ließ großartiges erahnen, auch deswegen, weil die Stimme keine ganz unbekannte ist: Apollo Papathanasio (
Spiritual Beggars, ex-
Firewind) heißt der Mann. Und ein paar weitere illustre Namen der Schweden Szene (Gründer ist Niclas Engelin von
Engel und
In Flames) stecken hinter dem Quintett
We Sell The Dead, das erst Anfang 2018 sein Debüt
"Heaven Doesn't Want You And Hell Is Full" aus dem Köcher zog.
Der Promo-Sticker schickt die Info voraus, dass der Interessent diese CD lieben wird, sofern selbigem jene
Black Sabbath-Ära gefällt, in der Tony Martin am Mikro stand. So weit, so unspektakulär. Schnittstellen zu dieser kommerziell bescheiden verlaufenen (künstlerisch jedoch sehr ansprechenden) Epoche von Iommi und Co. findet man auf
"Black Sleep" durchaus, allerdings entpuppt sich die Atmosphäre bei
We Sell The Dead weniger mystisch (speziell auf
"Heaadless Cross" und
"TYR" bezogen) gefärbt. Hier klingt das Gros der Tracks schwerfällig und demütig, schnelle Passagen (Ausnahme: die
Rainbow'esken
"Across The Water" &
"Nightmare And Dream") sind Mangelware, als Doom gehen diese melancholischen Klangbilder genauso wenig durch. Wobei bei
"River In Your Blood" sogar eine unüberhörbare Grunge-Schlagseite durchsickert. Die häufig anzutreffenden, dezent gehaltenen Backgroundchöre und Hammondorgel-Sequenzen entfesseln ein ästhetisches "Siebziger-Flair", und auch die charismatische und voluminöse Stimme des erwähnten Hellenen Legionärs lässt für den Zehn-Tracker kaum Kritik zu, wie auch der klare Sound.
Bedauerlicherweise fehlt es auf die komplette Distanz gesehen etwas an der Hitqualität bzw. an der höheren Dosis Magnetismus, um ehrfürchtig in die Knie zu gehen, weswegen die drei absolut geilen Stücke
"Black Sleep",
"Carved In Stone" und
"Scars In My Heart" quasi schön oben aufschwimmen. Der Rest hingegen verweilt in der gehobenen, phonetischen Mittelklasse. Antesten empfiehlt sich bei diesem Silberling allemal, ein "Slow-Grower" wie
"Black Sleep" benötigt allerdings mehr Anlaufzeit wie normal!