Südamerikanische Bands genießen in der Metal-Szene nach wie vor einen Exotenbonus, vor allem dann, wenn sie ihr Liedgut wie hier in ihrer Muttersprache Spanisch vortragen. Das kann zuweilen sogar ein Vorteil sein, aber nur dann, wenn der Sänger auch etwas taugt. Bei
HEMISFERIO aus Chile ist das leider nicht der Fall, denn Carlos Contador hat zwar einen äußerst wohlklingenden Namen, kann aber leider nicht besonders gut singen. Seine Stimme hat weder eine angenehme Farbe, noch kann er dies durch Technik in irgendeiner Weise ausgleichen. Dafür verfügt man mit Leslie Jimenez über einen herausragenden Bassisten, der produktionstechnisch auch sauber in Szene gesetzt wird. Er ist es auch, der den neun Songs auf
"Anacronia" das gewisse Etwas verleiht und den ersten Longplayer der Chilenen trotz Contadors schrägem Gesang hörenswert macht. Auch die Gitarrenarbeit kann sich durchaus hören lassen, was spätestens der fünfte Track
"Denia Op. 2"-ein dreiminütiges klassisches Instrumentalstück- beweist. Interessanterweise hat Drummer Cristian Leon neben Daniel Poblete die zweite Gitarre eingespielt, während man live auf Javier Salgado als Axeman zurückgreift.
So hart es klingt, aber äHEMISFERIOä sollten sich einen gescheiten Sänger suchen, dann ist beim nächsten Mal sicher mehr als eine unterdurchschnittliche Wertung drin. Die Wahrscheinlichkeit dafür scheint jedoch relativ gering, da das Gros der Bandmitglieder, inklusive Frontmann, auch bei der Band Insight zusammen musizieren.