Man kann ja über Oli Weinsheimer sagen, was man will, aber der Mann hat nicht nur die Ohren ganz nah am Underground, sondern scheut auch nicht davor zurück, die Perlen, die er dort findet, an die Oberfläche zu bringen und bei seinen Festivals zu präsentieren. So mal wieder geschehen im Fall von
SMOULDER beim letztjährigen
"Hammer Of Doom". Dort wurden die kanadischen Newcomer dann auch gleich von Enrico Leccese, dem Inhaber des römischen Cruz Del Sur-Labels, entdeckt und unter Vertrag genommen, denn auch dieser hat ein ganz feines Näschen für Underground-Perlen.
Der Opener des Debüts mit dem ellenlangen Namen ‚Ilian Of Garathorm‘ rauscht also, nach kurzem Intro, quasi mit Ansage gnadenlos gut aus den Speakern und verpasst dir erstmal ‘ne ordentliche Fönfrisur. Sofort fällt der fette Sound ins Ohr:
Schneidende Gitarren, pumpender Bass und gnadenlose Wardrums, geil! Als dann Sarah Ann den hymnenhaften Refrain intoniert, ist unfreiwilliges Fistbanging und Mitgrölen im heimischen Wohnzimmer angesagt. Peinlich nur, wenn plötzlich die Verwandtschaft in der Tür steht, aber die nimmt einen ja eh schon lange nicht mehr ernst. Kaum zu glauben, dass Sarah in den Anfangstagen von
SMOULDER noch stumm hinterm Schlagzeug saß. Nun steht sie nicht nur optisch, sondern auch akustisch im Mittelpunkt, wie der zweite Song ‚The Sword Woman‘ noch einmal unterstreicht. Die doomige Kante dieses Stücks, das genau wie ‚Voyage Of The Sunchaser‘ schon auf dem 2018er Demo zu finden war, steht den Kanadiern sehr gut zu Gesicht. Treten sie allerdings zu sehr auf`s Gaspedal, wie bei ‚Bastard Steel‘, tönen sie ein wenig gewöhnlich. Diesen einmaligen Ausrutscher gesteht man den Newcomern, die ihren eigenen Stil noch nicht zu hundert Prozent gefunden haben, in Anbetracht der neunminütigen Herrlichkeit des Rausschmeißers ‚The Black God’s Kiss‘ jedoch gerne zu.