Zugegeben, Pure Steel Records können eine Wundertüte sein, in der sich hin und wieder richtig großer Stoff wiederfindet und seltener, aber eben doch, unsagbare
Atrozitäten (ich blicke auf die letzte
Omen!). Im Großen und Ganzen bekommt man aber oberen Durchschnitt geboten, daher gehen bestätigende Schulterklopfer raus.
Old Season, ein Sextett aus Irland, zählt eindeutig zu der letztgenannten Kategorie, was sie schon 2009 mit dem guten
"Archaic Creation" unter Beweis stellen konnten (und für die Leser mit besonders grauen Zellen und einer ausgeprägten Erinnerungskraft in Sachen Underground: 2004 mit der
"Volume One"-EP).
"Beyond The Black", ein Titel, der leider an eine wirklich furchtbare Band erinnert, mit deren akustischen Verbrechen aber nichts gemein hat, steht also bereit, gehörig aufzuräumen!
Ein wenig geschummelt ist es dann doch, handelt es sich schließlich um eine 2017 erschienene CD, doch die jetzt anstehende Vinyl-Veröffentlichung soll zur überreifen Würdigung genutzt werden. Denn
der spannende Heavy Metal, den Old Season in über einer Stunde auf 9 Songs zelebrieren, zeigt den Nachbarn von Dark Forest, dass man erzählend-episch klingen kann, ohne sich in Gedudel, schwülstigen und immergleichen Melodien zu verlieren. Es klingt in vielerlei Hinsicht europäisch (der starke, aber nie penetrante Keyboard-Einsatz) und besonders auch britisch (verzeiht, liebe Iren, aber diese Gitarren kommen unüberhörbar aus der Iron Maiden-Schule), was dem Texas-US Metal-Wahn im Underground ein bisschen entgegenwirkt und hoffentlich weitere Bands inspiriert, wieder mehr nach lokalen Heroen und weniger nach
Helstar klingen zu wollen.
Die Tracks wirken wie aus einem Guss; nicht alles ist ein sofort zugängliches Highlight, doch sicherlich hörenswerter Stoff; vom munteren Opener
"A New Dawn" oder dem
Tony Martin-Sabbath-artigen
"Chosen" sollte jeder Mund wässrig werden. Aber auch das längere
"Elegy", das die belebte Antithese zu
Cromlech sein könnte, das spannende und, ja, epische
"The Journeyman" und nicht zuletzt der düstere Neunminüter
"Nevermore", der das Beste aus späteren
Candlemass und getragenen
Demon verbindet, wissen zu überzeugen. Bevor jubilierend aufgeschrien wird: Freunde angenehmen Sounds sollten sich darauf vorbereiten, dass alles sehr laut und undifferenziert von Statten geht; angenehm geht anders und hier wünscht man sich dann doch, dass der US Underground mehr Vorbild gestanden hätte, als der immergleich produzierte Euro Power Metal.
Wer darüber hinwegschauen kann, wird mit
"Beyond The Black" von einem sehr guten, sehr hörenswerten und sehr nachhaltig begeisterndem Album belohnt, das man immer wieder auflegen kann und dabei stets über ein
"Huch, warum ist mir dieses geniale Stück nicht vorher aufgefallen"-Gefühl stolpert.
Old Season werden das Licht der grenzenlosen Popularität mit ihrem bisherigen Arbeitsrhythmus nicht erblicken, aber wenn das die Zeit ist, die benötigt wird, um so gute Alben zu komponieren, dann tun wir gut daran, sie ihnen zuzugestehen!