Nachdem sich der Metal und all seine schier unergründlichen Seitentäler seit vielen Monaten weitgehend unspektakulär und viel zu selten spannend, begeisternd oder gar tiefgründig präsentiert und das höchste der Gefühle zumeist die Erkenntnis ist, dass sich viele alte Helden schwerfällig ihrem Erbe stellen
(die neue Judas Priest-Bombe sei hiervon ausdrücklich ausgenommen!), oder junge Talente nicht mehr fabrizieren, als gute Plagiatsware, die der Emotionalität und Klasse der Originale nicht gerecht wird, muss der geneigte Musikfanatiker immer öfter aus dem engen Korsett ausbrechen. Ersticken wäre der Tod und so darf und kann man sich auch gern wieder mal bewährten Größen der Pop- und Rockmusik zuwenden. Bands, die mit großartigen Songs die 80er geprägt haben, die bis heute zeitlos und souverän klingen. Die
Simple Minds waren und sind so eine Größe.
Handgemachte Gitarrenmusik mit songdienlichen Keyboards und einer traumhaften Stimme, haben Songs wie "Alive And Kicking", das unvergessliche "Don't You" oder das epische Manifest eines Jahrtausendsongs wie "Belfast Child" zu Begleiter unserer Jungend und zu unsterblichen Hits der Rockhistory gemacht.
Dass die Schotten im 40ten (!!!) Jahr ihrer Existenz immer noch so voll im Saft stehen und zu einem so herausragenden Album wie
"Walk Between Worlds" fähig sind, überrascht.
Zehn neue Tracks haben Ausnahmestimme Jim Kerr und seine alten Kumpanen auf dieses Werk gepackt und es ist kein einziger schwacher Song darunter. Ganz im Gegenteil. Die Selbstsicherheit, die Souveränität und die Klasse, mit der die Simple Minds zeitgemäß klingende, urtypische und genau deswegen umso zeitlosere Songs zelebrieren, ist absolut beeindruckend. Einzig der eher platte Opener
"Magic" und das elektronische
"The Signal And The Noise" wissen nicht ganz zu begeistern. Hier klingen die Altmeister deutlich zu poppig, allein die
Melancholie, die Schwermut und die andächtige Schönheit, die Songs wie
"Summer", ein Dream-Pop-Manifest wie
"Utopia" mit seinem Highland-Thema, oder das in seiner Tiefgründigkeit und
Bowie'esken Aura herausragende
"Barrowland Star", lassen diese Durchhänger aber sofort vergessen.
"Walk Between Worlds" ist ein
homogenes und dichtes Album voll typischer Simple Minds-Trademarks und einmal mehr alles andere als ein oberflächliches Album, das in dieser Form einfach nur von einer Band der Insel kommen kann.
"Walk Between Worlds" und das unter die Haut gehende
"Sense Of Discovery" mit seinen 80erJahre-Fingerzeigen sind weitere Höhepunkte
eines spitzen Pop/Rock Albums einer unkaputtbaren Stadionrockband mit Niveau und Anspruch. Ein wunderbares und bis ins letzte Detail perfekt inszeniertes Album, das in seinem stilvollen Understatement, mit seiner melancholisch düsteren Ausstrahlung und mit seiner erhabenen Klasse weit interessanter ist, als ein Groß dessen, was die "heutige Generation" zu vollbringen imstande ist.
Chapeau!