Kaiser Franz Josef? Na klar, kennt fast jeder, letzter Kaiser von Österreich, eigentlich Österreich – Ungarn! Falsch, beim alten Kaiser schreibt den Josef nämlich mit
"PH", also
"Joseph". Wir sprechen bzw. schreiben hier vom Wiener Rock-Trio mit selbigem Namen. Gegründet 2010 schafften es die drei Herren gleich mal als Opener von
AC/DC in Werls vor mehr als 80.000 Besuchern zu spielen – ein runder Start den ja nicht alle von uns haben! 2013 rockte man bei der
"Großen Chance", um – wenig überraschend – nicht zu gewinnen, im selben Jahr kam mit
"Reign Begins" das erste Album von
KFJ auf den Markt.
Pünktlich zur ersten heurigen Hitzewelle wurde
"Make Rock Great Again!" als Zweitlingswerk nachgelegt.
"Make Rock Great Again!" ist ein durchaus programmatischer Titel. Zumindest, wenn man als zwangsbeglückter Gebührenzahler dem österreichischen Staatsfu(n)ck im ständig unfassbar nach oben und vorne steigenden Quotenradio mit dem
"Dreier" lauscht. Und man feststellt, dass die dort dargebotene Musik bis auf wenige Ausnahmen nur mehr dazu dient, einen Werbeblock mit dem nächsten möglichst neutral, steril, geschmacks- und emotionsfrei zu verbinden…! Dass der Albumtitel von
KFJ's Zweitwerk von irgendjemand oder irgendetwas anderem inspiriert sein könnte, wie beispielsweise vom neuerdings
"Hire & Fire" spielenden US-Old-Boy mit der prächtigen Hansi Hinterseer Memoriallocke, kann man sich ja tatsächlich nicht vorstellen!
Wie klingt nun diese zweite Scheibe der (künftigen) musikalischen Monarchen? Also: Scheiberl in den Player, Regler nach rechts und :
Bummmm! Was hier aus den Klangkübeln schallt, ist lupenreiner 70er Sound. Eine Synthese aus Black Sabbath, Deep Purple (ohne Hammondorgel!), Led Zeppelin und ein paar anderen, weniger bekannte aber umso räudigeren Combos! Interessant und gleichermaßen erstaunlich, einen solchen Sound abzuliefern, waren die drei (zumindest auf der Homepage sehr jung aussehenden) Musiker Sham (Gesang und Gitarre), Schlagzeuger Tom und Basser Pete zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht einmal ein Gedanke im
"Sackerl" ihrer Väter…!
Gekreuzt wird die 70er Nostalgie mit aktuellen Zeitgenossen wie Wolfmother oder Scorpion Child! Das was mir sofort auffällt ist eine aktuelle, druckvolle und saubere Produktion, somit klingt der ganze Silberling amtlich und nicht so angestaubt und auf Retro hinuntergemischt produziert wie bei anderen aktuellen Vertretern dieses Genres. Der Opener
"Slaughterhouse" klotzt schon mal richtig rein, mit „Believe“ legt man dann saftig nach, während
"Mirror" schon mit
"Mirror, Mirror on the Wall – Who`s the Boss in Town?" als Textzeilenanker punkten kann, und zeigt, dass es auch anders läuft.
"Disguise", Song Nummer fünf, geht dann eher uptempo-mäßig mit fettem Break weiter, und auch
"Give it Up" passt gut zum Gesamtwerk. So reihen sich insgesamt 13 Nummern auf
"Make Rock Great Again!" aneinander, stilistisch leicht variierend.
Ich meine: Mehr 70ies Rock als beispielsweise auf
"Alive" kann man einfach heutzutage nicht mehr raushauen! Es geht aber auch etwas ruhiger, wie z.B.
"Stuck On You" zeigt.
Insgesamt ist "Make Rock Great Again!" für mich eine wahrlich fette Überraschung. Als Freund aller harter Klänge, die nach 1980 das Licht der Welt erblickten, ist es also nicht leicht, mich in die Retroabteilung zu bitten. Seit dem ersten Durchlauf von "Make Rock Great Again!" sitze ich jetzt jedoch dort, zittere, fiebere vor mich hin und hoffe immer noch, dass Gotthard Rieger aus seiner Pension zurückkehrt oder zumindest Eberhard Forcher mal wieder solche Kracher spielen darf!
Neun von zehn Punkten für die drei Jungs von Kaiser Franz Josef: "Es hat uns sehr gefreut!"