Norwegen ist nicht unbedingt die erste Adresse in Sachen Thrash.
Wyruz (steht vermutlich für "Virus") aus Hamar fühlen sich dennoch oder gerade deshalb hingezogen und pfeifen auf die unumstößliche Tatsache, dass spätestens seit den frühen Neunzigern hierin schon alles gesagt wurde. Und siehe da. Einige wenige Ausnahmen der jungen Generation schaffen es selten aber doch, ein altgedientes Thrasher-Herz wie meines aus der Reserve zu locken. Der Zweitling
"Judge And Jury" beeindruckt neben den herkömmlichen Charakteristika vor allen Dingen mit seinen Skills, jedoch nicht um der Technik Willen, sondern um dem Liedgut eine spezielle Würze zu verleihen.
Durchbolzen alleine ist noch lange kein Synonym für ein spannendes Thrash-Album. Die eigentliche Kunst besteht unter anderem darin, bei gedrosseltem Tempo immer noch ein hohes Maß an Bedrohlichkeit auszustrahlen. Nun,
Wyruz wirken in nahezu allen Lagen richtiggehend giftig. Gleichzeitig souverän. Und so ganz nebenbei flechten die vier Kerle Feinheiten ins Songwriting, als gäbe nichts Leichteres. Das Schöne daran ist, dass die dreizehn aufgenommenen Tracks das Niveau konstant hoch halten und immer wieder neue Facetten offenbaren. Zwar sprüht der Gesang von Vegar Larsen jetzt nicht vor Originalität, dafür braten die Klampfen, was das Zeug hält. Etliche Soli und Leads erinnern zudem an den leider viel zu früh verstorbenen Chuck Schuldiner der legendären
Death. Wer
"Hardwired – To Self-Destruct" unbedingt braucht - bitte. Ich für meinen Teil nicht …
Vielmehr Kratereinschläge wie auf
"Judge And Jury" darf man in diesem Metier heutzutage wohl kaum erwarten. Zusätzlich aufgewertet wurde das Scheibchen anhand eines transparent-dynamischen, jedoch keineswegs klinischen Sounds, was in Anbetracht des gängigen Mastering-Overkills so viel wie 'Balsam für die Ohren' bedeutet! Einziger Kritikpunkt ist lediglich das völlig nichtsagend-billige Coverartwork, bei dem sich
Wyruz offensichtlich selbst um ein paar potentielle Käufer bringen wollen. Dennoch: Sehr stark, meine Herrschaften!