Schweden ist in der Galaxie des Metal ein leuchtender Stern in allen Belangen; nicht erst seit gestern, da die
"New Wave Of Traditional Heavy Metal" nicht zuletzt von einer Vielzahl schwedischer Bands getragen wird, sondern von Anfang an, über Epic Metal-Vorläufer wie
Heavy Load bis zu den Doom Metal-Pionieren schlechthin, etc. Dass dabei auch dümmliche Keyboard-Kasperl-Theater mit drittklassigen Kriegslyrics bei herumkamen, sei den Nordmännern verziehen.
Nur der Thrash Metal scheint in der frostigen Gegend nicht so zu florieren, wie er es eigentlich können sollte. Scheint. Denn nordwestlich von Stockholm, im Städchen Uppsala, wurde eine der besten Bands (nicht nur) ihrer Zeit gegründet.
Die Rede ist von Damien, einem Quartett, das leider nur von '82 bis '88 aktiv war und es in dieser Zeit nicht zu einem Album brachte. Dabei steht fest, dass die Band zu den ganz Großen hätte gehören können, denn die vier Demo-Veröffentlichungen, die EP und diverses auf Bootlegs auftauchendes Material sind schlicht und einfach Weltklasse.
Mit
"Memorandum: Complete Demo Anthology" setzen Stormspell-Records den ewig Verkannten ein Denkmal auf CD; nachfolgend zu der gleichnamigen Vinyl-Veröffentlichung auf To The Death-Records aus dem Jahre 2012. Wartete diese noch mit schon satten 22 Tracks auf, werden hier gar 32 derer geboten. Mit dem reichlich dicken und informativen Booklet ergibt das die gelungenste Compilation des Jahres 2016, die jeden (potentiellen) Fan glücklich stimmen muss.
Geboten werden zweieinhalb Stunden Musik, die sich zwischen Heavy und Thrash Metal bewegt, dabei von einem etwas rumpeligen, aber wie die Faust auf's Auge passenden Sound begleitet wird und dabei allerlei Variationen anbietet; vom schnellen, thrashigen 2-Minüter über ein 4-Minütiges Heavy Metal-Riffgewitter, bis hin zum 9-Minuten-Epos
"Die By The Sword". Damien waren ohne Zweifel eine der kreativsten und vielschichtigsten Bands der 80er und so ist es schwierig, die besten Lieder herauszupicken.
Die Songs der
"Requiem For The Dead"-EP aus dem letzten Jahr des Bandbestehens zeigen die gereiftesten Kompositionen und
"Not A Pleasant Way To Die" und die Bandhymne schlechthin,
"Knights Of The Realm" und sind tatsächlich die Spitze des Schaffens der Gruppe um Sänger Tom Agrippa, dem man später noch auf dem legendären zweiten
Hexenhaus-Album lauschen durfte und dessen Stimme jeder US Metal-Legende zur Konkurrenz gereicht.
Für manch einen dürften aber die nur leicht naiveren, aber jeder lange im Dienst stehenden Konkurrenz den Ausgang zeigenden unzähligen Demo-Tracks interessanter sein. Allesamt nur auf Cassette erschienen, gehören die Damien-Demos zum heiligen Gral der Heavy Metal-Sammlerszene und sind eigentlich nicht mehr aufzutreiben. Auf
"Memorandum" kann sich der geneigte Hörer komplett austoben: schwere, martialische Brecher wie
"Hammer Of The Gods", Live-Hymnen wie
"Soldier Of Death", riffsichere
Judas Priest-Verbeugungen wie
"Running From The Law"... Nichts bleibt ausgelassen.
Für diese limitierte Vollbedienung gibt es weniger eine Kaufempfehlung als eine Kaufaufforderung, denn sonst verpasst man ein Deluxe-Paket, das
Freunde von Jag Panzer, Toxik und Tyrant's Reign aufjauchzen lässt. Wer "Memorandum: Complete Demo Anthology" zu Ende gehört hat, wird nicht um das Fazit herum kommen, dass die erfolglose Karriere von Damien eine der großen Ungerechtfertigkeiten der Musikgeschichte ist.