Wie bei allen neuen Strömungen bzw. Revivals gilt es nach einer gewissen Zeit, die Lawine an Releases zwischendurch absitzen zu lassen, um, bevor man nur mehr pragmatisch den Vollstrecker spielt, sich einem Produkt möglichst unvoreingenommen widmen zu können. Der breite Aufmarsch an Retro/Classic/Vintage Kapellen in den letzten fünf Jahren hat nach ersten Begeisterungsstürmen irgendwann vermutlich nicht nur bei mir ein deutliches Sättigungsgefühl ausgelöst. Nun, wie kann eine Truppe, die unterm Strich das Purple-Sabbath-Zeppelin Erbe zeitgemäß verwalten möchte, noch irgendwie positiv herausstechen? Im Prinzip nur mit richtig guten, kickenden Songs und mit einer Portion Selbstbewusstsein auf der Bühne.
Dass ich nun das Zweitwerk von
Buffalo Summer rezensiere, ist demnach kein Zufall. Wer da einen Haufen Rednecks vermutet, liegt allerdings schön daneben. Das Quartett kommt nämlich aus Wales und hat sich dem erdigen Blues Rock verschrieben, der wiederum reichlich Südstaaten-Flair bietet. Somit fallen die Jungs ausnahmsweise nicht ganz in dieses angesprochene Trendschema. Ähnlich wie bei den Iren von
The Answer verfügen auch die Waliser über einen stimmgewaltigen Frontmann. Mit so dicken Kronjuwelen im Kehlkopf braucht sich Andrew Hunt vor niemanden in der internationalen Szene verstecken und macht für mich mehr wie halbe Miete für den saftig treibenden
Buffalo Summer Sound aus. Weiterer Pluspunkt ist die erdige und wuchtige Soundlandschaft, gerade deshalb, weil viele Mitbewerber eben diesen - nano - dünnen Vintage-Sound haben wollen. Wen wundert‘s? Kein geringerer als Barrett Martin (
Screaming Trees,
QOTSA,
Rem) übernahm den Mix für
"Second Sun". Die zwölf Songs bieten selbstverständlich die notwendige Bandbreite. Balladen (
"Priscilla"), purer Blues-Stoff (
"Levitate"), ordentliche Dampfmacher (
"Money",
"Make You Mine",
"Little Charles") und Groover (
"Neverend") bestimmen das Geschehen. Ein gelungener Rundling, dem Vierer traue ich in Zukunft aber noch mehr zu!