Um dem Phänomen
Beyond The Black auf den Grund zu gehen, habe ich mir das zweite Album
"Lost In Forever" besorgt. Ich kann nicht behaupten, dass ich unvoreingenommen an die Rezension herangehe. Als Metaller, der tief im Underground verwurzelt ist, macht es mich stutzig, wenn eine Band schon mit ihrem Debütalbum hohe Chartpositionen realisiert und nicht mal zwei Jahre nach Gründung im Vorprogramm der
Scorpions weiter abräumt.
Glücklicher Zufall oder berechnendes Kalkül? Wenn man sich die Credits im CD-Booklet anschaut wohl eher zweiteres. Es sieht fast so aus, also hätte die Band kaum etwas selbst gemacht. Die Gitarren hat beispielsweise komplett
Avantasia-Macher Sascha Paeth eingespielt. Wozu hat man dann bitteschön zwei Gitarristen?! Beim Songwriting bietet sich ein ähnliches Bild: Ein Großteil der Tracks wurde von der Flensburger Hitschmiede Elephant Music geschrieben, u.a.
"Against The World", das bereits von den Glamrockern
Kissin' Dynamite verwurstet wurde, hier allerdings nicht als Coverversion gekennzeichnet ist.
Ehrliche, handgemachte Musik geht anders, Leute!
Dabei habt ihr doch fast alle die Mannheimer Popakademie besucht! Das einzig unersetzliche Bandmitglied scheint Sängerin Jennifer Haben zu sein, die in der Tat eine ordentliche Stimme vorweisen kann und dieser ansonsten gesichtslosen Combo ihr hübsches Gesicht gibt. Kein Wunder, dass ihre Danksagungen zwei Drittel der Dankesliste ausmachen. Handwerklich und soundtechnisch ist
"Lost In Forever" natürlich über jeden Zweifel erhaben.
Avantasia-Musiker wie Cloudy Yang, Amanda Somerville und Herbie Langhans (dessen eigener Prog-Kapelle
Beyond The Bridge ihr lieber eure geschätzte Aufmerksamkeit schenken solltet als
Beyond The... ihr wisst schon) liefern opulente Chöre und Backings, die sich angenehm von den gelegentlichen zahnlosen Metalcore-Shouts unterscheiden.
Wer auf Within Temptation, Nightwish oder Evanescence, wird Beyond The Black sicher mögen. Doch noch mehr als bei diesen Vertretern des episch-gotischen Symphonic Rock haben wir es hier mit einer am Reißbrett entworfenen Retortentruppe zu tun, was mit meinem Grundverständnis von Musik und der dahinter stehenden Haltung einfach nicht vereinbar ist. Daher verzichte ich bewusst auf eine Benotung und überlasse euch selbst wie ihr diese Mogelpackung bewertet.