Es gibt ja dann doch immer wieder Bands, die ihr Glück an den glorreichen Sounds der Achtziger und Neunziger versuchen.
Ripper aus Chile zum Beispiel, eine der bemerkenswertesten Thrash-Bands der jüngeren Zeit. Vor zwei Jahren erregten sie mit ihrem ersten Full Length Album
"Raising The Corpse" Aufsehen, die zweite Platte
"Experiment Of Existence" ist nun ihre fokussierteste und selbstbewussteste bisher und enthält mindestens eine Handvoll Genre-Granaten.
Gute Musik erkennt man daran, dass der Sättigungseffekt ausbleibt. Bei diesem Album hat man schon beim ersten Anhören die Play-Taste zwei Mal gedrückt.
"Experiment Of Existence" ist eine knallharte Verneigung vor
Sadus,
Sepultura,
Kreator,
Exhorder,
Demolition Hammer, early
Death,
Possessed (Gesang) und dank seiner rasenden Ungestümtheit spannender als vieles, was sonst zu hören ist. Alles nur geklaut und passt sowieso nicht zusammen? Eben nicht! Das Faszinierende an dem Retro-Geklopfe ist, dass alles, was lässig hingeholzt wurde, großen Spaß macht und wie aus einem Stamm geschnitzt wirkt. Das Geheimnis heißt Spielfreude und eine coole Arschlecken-Attitüde. Kein Auftritt aus dem Hochglanzregal, aber was für eine Energie!
Und so sticht
"Experiment Of Existence" aus der Masse der derzeit erscheinenden Retro-Thrash-Alben heraus. Nicht unbedingt durch die Qualität der Songs, sondern auch durch den Willen, nicht immer nur zurück ins Gestern zu wollen. So dermaßen viel Kleinteiliges findet in den zehn fiesen Songs dieses so keifenden wie detailreichen Albums statt, als wollte man vor dem Weltuntergang noch mal schnell alles auffahren, was man musikalisch so drauf hat. Warum also die Katze strangulieren oder Latte-Macchiato-Trinker beleidigen, wenn man diese Platte kaufen kann?
Die absolute Aussage dieses wunderbaren
Ripper-Albums aber ist: Schmeißt die
Big 4 endlich auf den Müll.