Wer in Innsbrucks Hanglage wohnt und ein wenig davon weiß wie sich Schall ausbreitet, der kann sich in Kurzform vorstellen, wie das neue Album von
The Lions Daughter klingt. Für Nichteingeborene sei dazu erklärt, dass der Flughafen der Alpen-Metropole quasi mitten in der Stadt liegt und die Auswirkung des Winter-Charter im Minutentakt für Sekunden des mentalen Wahnsinns sorgen, wenn wieder ein Bomber die Luft versaut.
"Existence Is Horror" ist nun also das zweite Werk der US-Krawallkombo und auch wenn ihr brachialer, teils progressiver Mix aus Sludge, Doom und Black Metal eine amtliche Magenwatschn darstellt, kann und muss ihn sich nach zwei oder drei Begegnungen nicht wirklich merken. Brutalität und Härte allein haben noch nie für gute Platten gereicht.
Ein wenig Sinn im Songwriting, eine gewisse Größe und der ein oder andere Moment, der mehr ist als nur zerstörerische Wucht, sollten schon drin sein, wenn man im Jahre 2015 mehr als nur der den breitbeinig watschelnden Proll von nebenan beeindrucken will. "Existence Is Horror" ist zugegeben eine richtig brutale Lawine aus Riffs und Härte und es hat auch seine kurzen, stimmigen Momente. Spielerisch ist die Sache vielleicht gar nicht so schlecht, weil das Gebotene aber von Vorn bis Hinten und bis auf ganz wenige Sequenzen wie ein schwer verdaulicher Soundbrei-Kaugummi vor sich hin schiebt, weil nicht ein längerer Moment aus diesem chaotischen Theater wirklich heraussticht und weil man seine kostbare Freizeit in jedem Fall mit weit besserer Musik verbringen sollte, kann und müssen sich eindeutig nur die härtesten und den Harten die
The Lions Daughter schön hören.
Auch
The Lions Daughter werden noch kapieren, dass es auf Dauer nicht ausreicht, nur im imaginären Lärmpanzer zu sitzen, über alles drüberzurollen und dabei den Mittelfinger in die Welt zu strecken. Einwenig mehr darfs dann schon sein, aber die Fresse fallen wirkt oft Wunder und so wünschen wir an dieser Stelle gute Besserung und Einsicht, denn wie wir alle wissen:
"Hunde die bellen beißen sowieso nicht!"