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Cover  
Operation: Mindcrime - The Key (Gold Vinyl) (LP)
Label: Frontiers Records
VÖ: 18.09.2015
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Art: Review
Thunderstryker
Thunderstryker
(154 Reviews)
9.0
Operation:Mindcrime. Was für Erinnerungen für Heerscharen von Fans an diesem Album hängen, wird nur von der unbegreiflichen musikalischen Qualität des Selbigen übertroffen. Fast eine Stunde fiebert man die Geschichte des jungen Nikki, der sich in seinem revolutionären Wahn unter den Fängen einer ominösen Organisation von einem tatenfreudigen Mann, über einen abgestumpften, doch verliebten Mörder bis hin zu einem Drogenwrack verändert, mit. Es ist die Königin der Konzeptalben des Heavy Metal und hat auch 27 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seinem Charme verloren.

Ob Geoff Tate sich der Bürde des Namens wirklich bewusst war, als er sich entschied, seine neue Band so zu nennen? Sicher, man erreicht mehr Leute damit, als mit Rock & Vaudeville und Ähnlichem, aber gerade auch mit der Ankündigung, eine Konzept-Trilogie vorzulegen, wird der Vergleich unweigerlich auch immer auf das Meisterwerk von 1988 fallen. Eigentlich müsste es der Sänger seit dem sehr guten, aber in der Mehrheitsmeinung durchgefallenen "Operation:Mindcrime 2" besser wissen.

Gelandet ist die Band bei Frontiers Records; eine echte Hausnummer, wenn es um melodische Musik geht, aber hier stellt sich natürlich die Frage, ob eben das wirklich der Punkt von Tates und auch Kelly Grays Musik ist? Weiß man nicht schon seit "Q2K", dass dieses Songwriting-Duo außerordentliche Rhythmik und Experimenten den Gitarrenleads früherer Queensryche-Veröffentlichungen den Vorzug gibt? Ganz gleich, was Band und Label zu dem Schritt bewogen hat, es ist ein angenehmer, da Frontiers für nette Formate und realistische Veröffentlichungs-und Preispolitik steht.

Die Erwartungshaltungen dürften unterschiedlicher kaum ausfallen; Fans des Sängers wissen genau, dass sie besser abwarten, weil sie mit Voraussagen ziemlich sicher daneben liegen, während Szenewächter sich schon seit Urzeiten über die alternativen Einflüsse in Tates Musik echauffieren. Seit "Rage For Order" schon, wohlgemerkt. Der in Stuttgart geborene Weinliebhaber macht es einem mit Ansagen wie "Have a seat and listen for yourself" auch nicht einfacher, dass Album ungehört einzuschätzen. Also wird es Zeit, sich "The Key", ein Album mit doch recht merkwürdigem Albumcover, zu Gemüte zu führen.



Die Geschichte handelt, grob verkürzt, von einem Mann, der ein Programm erfindet, mit der sich die Realität beeinflussen lässt. Das birgt natürlich Gefahren und strengt die Überlegung an, ob so eine Macht überhaupt existieren darf und wenn ja, wer sie erhalten darf. Sollte sie verkauft werden? Sollte sie zu eigenem Zwecke genutzt werden? Noch bevor das ausgeführt werden kann, werden die Protagonisten der Geschichte selbst zu Zielscheiben. Man merkt, der Thinking Man's Metal steckt Tate immer noch tief im Blut und ohne Frage hat man es, auf lyrischer Ebene, mit seinem ambitioniertesten Werk zu tun.

Den Auftakt der 12 Lieder bietet "Choices", das einen Zweck zwischen Intro und richtigem Song erfüllen soll, also mehr unter die Rubrik Art-Rock fällt, den man Tate ohne Bedenken zuordnen kann. Zunächst fällt auch der grandiose Sound auf, der der nur befriedigenden Produktion von "Frequency Unknown" doch um Welten voraus ist. Der Einstieg ist, in Anbetracht seines Midtempos, gewagt, aber auf keinen Fall misslungen. Noch interessanter wird es mit dem minimalistischen "Burn", das stark an "Hear In The Now Frontier"-Liedgut erinnert und auch in der Tradition von Liedern wie "Open" steht. Spätestens hier wendet sich die True-Fraktion aufgrund der mangelnden Geschwindigkeit ab.... und verpasst deshalb Großes. "Re-Inventing The Future" hätte nämlich auch auf dem Hit-Overload "Empire" eine gute Figur gemacht. Sehr melodielastig, phantastisch gesungen (ein Wort dazu: Ohne Frage singt Tate nicht mehr ganz so hoch wie früher, aber dafür hat er allerlei Tricks in seinen Stil integriert, sodass er letztlich viel mehr ist, als unkontrollierte Jodler (...wie Todd LaTorre) und auch die Story vorantreibend, war dieser Track die logische Wahl für die erste Auskopplung von "The Key". Im Soloteil wird außerdem verdeutlicht, warum sich Kelly Gray nicht einen Milimeter hinter Michael Wilton verstecken muss, sodass man nach diesen viereinhalb Minuten vollends zufrieden sein kann.

Auf "Ready To Fly" bekommt man eine ganz neue Facette des Bandsounds präsentiert, wenn ein Keyboard ab der zweiten Hälfte zu einem unterstützenden Teil ansetzt, der sehr an Yes und ähnliche Proggies erinnert. Klar, solche Bands gehörten zu den frühen Inspirationen des Sängers, doch nun bekommt man das erstmals seit "Babylon und Myth" in den Sound integriert. Ansonsten ein sehr solider Midtempo-Track, der zu "Discussions In A Smoke Filled Room" leitet, das die Hauptprotagonisten im Gespräch darstellt. Ein Schelm, wer hier kurz die Stimme von Dr. X heraushört.

"Life Or Death" ist dann das erste Stück Musik auf dem Album, das fast ganz ohne Tate am Leadgesang auskommen muss. Offensichtlich und glücklicherweise können Gray und Co. aber auch sehr gut singen; die Stimmen sind ein Stück ruppiger und erinnern, wie das ganze Stück auch, an Disturbed. Sehr refrainlastig, stampfend, ein Live-Erlebnis der Zukunft. Also wenn man sich für den anstehenden November etwas wünschen darf...



Wirklich meilenweit aus Tates Lebenswerk herausstechend ist "The Stranger", ein aggressives, von einem Nu Metal-Riff getriebenes Lied, das mit simpelster Manowar-Lyrik einen Auftragskiller in die Story einführt. Die Gitarren verbleiben auf urigstem Terrain, während darüber der Text gerappt und mit diversen Voiceovers verschönert wird. Sehr experimentell, aber (und vielleicht auch deshalb) sehr hörenswert. Das dritte vorab mit Video veröffentlichte Stück.

Neueren Traditionen folgend ist "Hearing Voices" ein ziemlicher Grower. Hat man auf die Albumlänge schon fast genug von Midtempo-Tracks, geht dieser ein wenig unter, präsentiert sich aber nach mehrmaligem Hören als ein echtes Highlight; insbesondere des dezenten Refrains wegen. Gitarren und Schlagzeug grooven wie auf "Q2K", während insbesondere der Bass eine recht laute Abmischung erfährt. Abermals getragen ist "En Queue", das immerhin durch einige elektronische Einwerfsel interessant gehalten wird und auch auf der A-Seite von "Dedicated To Chaos" stehen könnte.

Wie der Name es nahelegt, ist "An Ambush Of Sadness" ein Zwischenspiel in Moll, das den Hörer in Pink Floyd-Manier etwas abkühlt. "Kicking In The Door" geht das Thema aufgreifend weiter und zeigt abermals die anderen Leadsänger in Aktion, besingt dabei die Sorgen eines der Protagonisten und fährt ein schönes, minimalistisches Gitarrensolo auf. Den Abschluss bildet in alter Manier, wie schon auf "Operation:Mindcrime", "Empire", "American Soldier", "Frequency Unknown", usw. ein epischer Track, "The Fall". Toller Spannungsbogen, tolle Gesangsleistung, ein echtes Highlight.

48 Minuten; ein Reise, die einen offenen Geschmack und Verstand erfordert, diese aber reich belohnt. Nicht alles zündet auf Anhieb, aber es lädt dazu ein, es wieder und wieder zu hören und zu entdecken. So ist es mit den wirklich guten Alben und "The Key" fällt in eben diese Sparte. Sicher, die Tage des direkten US Metal sind schon lange vorbei, aber im Falle Geoff Tates ist das auch gut so. Wenn auch natürlich nicht das legendäre Referenzwerk, so stecken Operation:Mindcrime das letzte Werk der Ex-Band locker weg.

Mehr zu Geoff Tate und seinen "neuen Plänen" lest ihr in unserem Mammut-Interview....

Trackliste
  1. Choices
  2. Burn
  3. Re-Inventing The Future
  4. Ready To Fly
  5. Discussions In A Smoke Filled Room
  6. Life Or Death?
  1. The Stranger
  2. Hearing Voice
  3. On Queue
  4. An Ambush Of Sadness
  5. Kicking In The Door
  6. The Fall
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