Ins Line-up des Innsbrucker Avantgarde Festivals
Heart Of Noise schleichen sich aufgrund der hohen stilistischen Bandbreite punktuell immer wieder Acts mit Berührung zur weiten Welt des Schwermetalls ein . Vor ein paar Jahren kam diese Rolle den wundervollen
Wolfes In The Throne Room zu, 2015 lockte Dominik Farrow mit seinem Industrial-Projekt
Prurient in die Stadtsäle, um sein neues Doppelalbum zur Aufführung zu bringen. Ein jetzt schon denkwürdiger Auftritt, der manch einen Zuseher in einer
Mischung aus Ratlosigkeit und ehrfürchtiger Überwältigung zurücklies. Unter unbarmherzigen, abrupt gesetzten Stroboskop-salven und hörsturzprovozierendem Soundwall warf sich Farrow wie ein Besessener zuckend und um sich schlagend über die Bühne und malträtierte seine Mikrophone in markerschütternster Weise. Hier meinte es jemand verdammt ernst mit seiner Kunst,
"der lebt den Scheiss" auf allerhöchster Intensitätsstufe.
Das reine Hörerlebnis auf Konserve liegt nun mit
"Frozen Niagara falls" vor und es steht dem live-Wahnsinn des Amerikaners in nichts nach.
Ein Werk der geschickt gesetzten Gegenpole, die sich in ihrer Wirkungsgewalt potenzieren, Melancholie trifft Zerstörungswut, anmutige Verletzlichkeit wird von verzweifelter Raserei konterkariert. Auf den Gipfel getrieben in Songs wie
"Dragonflies To Sew You Up" , einem Sturm aus stoischem Sequenzer- stomp und waidwunder 80er Synthie- melodie aus der Welt eines John Carpenter - Umarmung und Schlag in die Magengrube zugleich. Das
Prurient-Stilpendel schlägt andernorts sogar in Richtung Neo- Folk bzw. Dark- Ambient aus, was die autoaggressive Atmosphäre im Kontrast nur noch dringlicher macht.
Soll doch
Nine Inch Nails` Trent Reznor bis in alle Ewigkeit einen auf corporate businessman machen, so schmerzbefreit wird Dominik Farrow zu unser aller Glück nie sein.
Ein talentierteres, die eigenen physischen Grenzen derart konsequent auslotendes Enfant Terrible sucht man in alternativen Musikzirkeln zur Zeit vergebens, "Frozen Niagara falls" legt in eindrucksvoller Dringlichkeit Zeugnis davon ab.