Ich hab' es wirklich versucht. Ich wollte es von ganzem Herzen. Es war mir wirklich ein Plaisir. Und doch muss ich zurückstecken. Von der ersten Ankündigung des
Blackwelder-Debütalbums an, war ich komplett davon überzeugt, es in einem Review zu zerreißen. Nicht, dass man mich falsch versteht; Andrew Szucs, der Kopf hinter dem Projekt, hat mit Seven Seraphim halt mittelmäßige Arbeit geleistet und auch Bjorn Englen und Aquiles Priester sind nicht die Namen, hinter denen die Qualität dauernd aufblitzt. Ja,
Ralf Scheepers singt. Aber was heißt das denn bitte? Auf fast jedem
Primal Fear-Album bleibt er hinter seinem Potential zurück und ist deshalb nicht der Sänger, der dafür bekannt ist, mittelmäßiges Material hochwertig zu machen. Und
Primal Fear sind über weite Strecken nunmal band-gewordener Durchschnitt.
Aber genug davon, ich hatte Unrecht. So unbescheiden es klingen mag; ich habe mich selten so geirrt, wie bei
Blackwelders Debütalbum
"Survival Of The Fittest". Wer hat denn nicht Power Metal zwischen
Rhapsody,
Malmsteen und
Primal Fear erwartet, nur weniger relevant, da Bandprojekt? Im Grunde ist auf dem Endprodukt auch nichts drauf, was man nicht wenigstens erahnt hätte; Gitarrenschrubben, Ohrwürmer, Keyboard-Hilfestellung, aber doch nicht mit so hoher Qualität?! Nun, der Reihe nach; der größte Knackpunkt ist das überaus mittelmäßige Cover. Wer kreiert sowas und wer will sowas ernsthaft seine Musik verbildlichen lassen?
Die Produktion ist ebenfalls "nur" das, was sich eine ewige 7-bis-8-Punkte-Band zulegen würde. Euro Metal gallore. Das war es aber schon mit Durchschnitt. Andrew Szucs hat dem Scheepers ja mal richtige Gesangslinien vorgegeben, "The Night Of New Moon" ist rückblickend betrachtet nicht das stärkste Lied auf der CD, aber doch ein überraschender, da sehr gelungener Einstieg. Man verzeihe mir den begleitenden Vorurteils- Pessimismus, aber damit soll auch aufgezeigt werden, dass Freunde des US Metals keinen Bogen um Blackwelder schlagen müssen. Die AOR-Fraktion dagegen dürfte mit "Spaceman" glücklich werden; perfekt komponierter Ohrwurm, der jeden Frontiers-Release seit Januar in der Pfeife raucht. Respektabel!
Freunde
Yngwie Malmsteens werden mit dem Saitengeschwurbel "Adeturi" glücklich,
Rhapsody-Fans mit "Freeway Of Life". Misslungen ist auf
"Survival Of The Fittest" gar nichts. "Remember The Time" kratzt sogar an Klassikerstatus, den es leider natürlich niemals erhalten wird, dafür sind Bandprojekte einfach zu selten im kollektiven Gedächtnis verankert. Grandiose Nummer und ein Ralf Scheepers, der nach seinem
Empires Of Eden-Auftritt zum zweiten Mal in diesem Jahr begeistert. "Judgement Day" heißt der hymnische Rausschmeißer und all die Lieder zwischendrin sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen.
Die Message ist klar; 2015 führt im Euro Metal kein Weg an Blackwelders Debüt vorbei. Bevor die einzelnen Mitglieder zu ihren Bands zurückkehren, empfehle ich, dass sie sich das Material nochmal intus hören und in den kommenden Songwritingprozessen berücksichtigen. Große Klasse!