Lange habe ich mich davor gesträubt,
Sylvan‘s neuen Studioabgang (No. 9 in der Discographie) näher unter die Lupe zu nehmen. Zum Einen lag dies daran, dass mir die Hamburger nur im Entferntesten bekannt waren. Zum Anderen dürfte es nie der richtige Moment gewesen sein, diese Mol-betonte und tiefgreifende Vollbedienung dieses Prog-Kollektivs an meine launischen Lauschlappen ran zu lassen.
Genug gemeckert, letzten Endes war und ist es ja die Mühe wahrlich wert, in
"Home" samt Haut und Haar einzutauchen. Denn
Sylvan haben mit viel Herzblut, Leidenschaft und Liebe zum Detail ein nahezu zeitloses Rock Album mit fein geschliffener Prog-Attitüde erschaffen, welches eben nur zögerlich wächst, dadurch allerdings diesen urtümlichen Reiz mit subtiler Nachwirkung entfaltet, was bei anderen nach kurzer Zeit wieder abzuflauen droht. Detail am Rande: es handelt sich um eine Konzeptstory, bei der das Individuum auf der Suche nach der (inneren) Heimat und Geborgenheit ist. Die Instrumentierung auf
"Home" erinnert über weite Strecken an die späteren
Marillion Meisterwerke, aber auch die
Sylvan Landsleute von
Soul Cages lassen zwischenzeitlich grüßen, was auch den emotionellen, ausdrucksstarken Gesang von Marco Glühmann mit einschließt, der sich perfekt an die jeweilige Umgebung anpasst und manchmal – nein, kein Witz – richtig Gänsehaut erzeugt. Aufgrund einiger Piano-Passagen und Streicher entsteht nicht selten eine verträumt-weiche Kulisse, aber
Sylvan schaffen es immer wieder, rechtzeitig die nötigen, oder besser gesagt: wunderschöne Duftmarken zu setzen, um anschließend einige wohlig-warme Sequenzen zu verströmen. Nennt es Höhepunkt, nennt es Explosion, oder meinetwegen Kribbel-Effekt – es zahlt sich so und anders aus, sich in
Sylvans Klangwelten zu wälzen. Für mich Grund genug, den Backkatalog anzutesten.
"Home" ist alles andere als Fastfood-Kost,
"Home" will entdeckt, bewundert und liebkost werden. Denn
"Home" bietet vielerlei Facetten der beseelten Rockmusik und bürgt ebenso für kleine Überraschungen, welche zumindest ich nicht auf der Rechnung gehabt hätte. Anspieltipps: eigentlich alles, aber hervor zu streichen sind insbesondere die Stücke
"Black and White",
"Sleep Tight",
"Shine",
"All These Years",
"Home".