Kolumbiens wahrhaftige Metal-Garde ist im Arbeitsrausch und gleichzeitig müde. Knapp 13 Jahre im Geschäft, steht nun das sechste Album an; die zahllosen EPs, Splits, Compilations, Singles und das Livealbum außen vor. Quantitativ wird die in Europa eher überschaubare Fangemeinde also sicher nicht enttäuscht, aber die Krux liegt hier an etwas ganz Anderem: Da nicht jeder Musiker Joe Bonamassa sein kann, geht bei einem solchen Arbeitseifer doch einiges an Qualität verloren und so ist
"Harder Than Steel" auf keinen Fall mehr mit den gutklassigen
Revenge-Erstwerken der Marke
"Metal Warriors" (diese Namen...) zu vergleichen.
In Sachen Produktion hat sich bei den im Pure Steel-Lager angekommenen Jungs viel getan; zwar ist die Chose nun in der Kategorie "ärgerlich identitätsloser Power Metal-Sound" angekommen, aber das ist schon ein Fortschritt gegenüber einigen Schandtaten der Vergangenheit. Das Cover von
"Harder Than Steel" ist, gelinde gesagt, zu vernachlässigen und hat weniger mit Kraft-und-Stahl-Klischees als mit verwechselbarem Allerlei zu tun. Gitarrist und Sänger Esteban Mejia macht seinem Spitznamen "Hellfire" übrigens alle Ehre und platziert mit "Flying To Hell" und "At The Gates Of Hell" gleich zwei Sprösslinge auf der Titelliste. Hintereinander.
Nun fängt
"Harder Than Steel" gar nicht mal so übel an; "Headbangers Brigade" und der Titeltrack
wären als Jag Panzer-B-Seite kein Fehlgriff und auch "Witching Possession" würde jedes
Hammerfall-Album aus der unteren Midcard in okaye Gefielde heben, aber da das Tempo so gut wie durchgehend hoch gehalten wird, fragt man sich spätestens nach "Gravestone", ob eine EP es nicht auch getan hätte, oder ob wirklich alle Ideen auf die Welt losgelassen werden mussten. Immerhin wurde "Motorrider" neu aufgenommen und wirkt mit seinem Neureichen-Riff bei dem Sound nicht Fehl am Platze.
Zum Abschluss gibt es das
Running Wild-Cover "Chains And Leather", das schon im Original verzichtbar ist. Immerhin ein wenig Midtempo-Gestampfe. Nein, so sollte das alles nicht sein; vielleicht wäre eine Pause angemessen, wenn man nicht als Partyband für mittzwanziger-Metal-Geburtstage enden möchte.
Revenge schaden auch auf "Harder Than Steel" niemandem, aber ob diese CD in einer Woche nochmal die Ehre erweist bekommt, ist unwahrscheinlich. Kaufempfehlung für Komplettisten, Heavy/Speed-Alleshörer und Verwandte der Gruppe.