Jetzt sind
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead auch schon 20 Jahre alt, haben einen der coolsten Bandnamen überhaupt und musizieren im Kontext der leider nur mehr hauptsächlich von Kopisten und Retro-Fetischisten dominierten Rockmusik ziemlich originell dahin, aber zu einem Review auf Darkscene hat es bisher immer noch nicht gereicht. Diesem Missstand sei nun ein Ende bereitet und es lag wieder einmal am Professor in seiner Funktion als fleißiger Vielschreiber, dem nunmehr neunten und ziemlich lieblos betitelten Album
"IX" eine worthülsenreiche Lobhudelei zu verpassen.
Wer die Band bisher nicht kannte, und es darf angenommen werden, dass das unter der Darkscene-Leserschaft ein nicht unbeträchtlicher Anteil ist, dem darf gesagt sein, dass wir es hier nur marginal mit Metal zu tun haben. Auch der Professor entdeckte
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead erst spät, nämlich 2006, und auch das nur, weil die Single Wasted State Of Mind auf FM4 rauf und runter lief. Mit dem auf diesen Seiten üblicherweise quasi religiös zelebrierten prototypischem Scheuklappen-Metall der Marke Battle Beast und Stromwitch gibt es jedenfalls rein mathematisch gesehen eine gemeinsame musikalische Schnittmenge von exakt Null (An dieser Stelle möchten wir uns von 90% der Leser verabschieden und wünschen noch gute Unterhaltung mit der neuen Sabaton-CD…), denn
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead produzieren, trotz des bluttriefenden und wirklich obercoolen Bandnamens, keinen Death/Black/Power oder sonstigen TrueSchmuFuMetal, sondern versuchen sich in einer Nische, wo man Hard Rock, Pop, Alternative und Progressive Rock zu einem ziemlich einzigartigen neuen Ganzen zusammenmischt, wo Rush auf die Beatles und Iron Maiden trifft, um mit den Galactic Cowboys und Kings X ein zünftiges Lagerfeuer abzufackeln.
Die Multiinstrumentalisten und Masterminds Conrad Keely und Jason Reece nehmen uns auch diesmal wieder auf eine musikalische Reise mit, die zahlreiche Überraschungen birgt, mal leise, mal laut, mal verzerrt, mal akustisch, mal mit, mal ohne Klavier, aber immer mit einer gewissen Melancholie, die sich aber auch allzu gerne wieder in ruppigen Instrumentalteilen entlädt und definitiv auch Platz für musikalische Detonationen lässt. Wie in der Vergangenheit sind
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead mit viel Bombast unterwegs, die beinahe epischen Kompositionen fallen diesmal aber doch etwas weicher und nachdenklicher aus, passend zum textlichen Konzept über Verlust wurde auf gar zu offensichtliche Noise-Eplosionen diesmal gänzlich verzichtet. Dank der nicht wirklich vorhersehbaren Songstrukturen und einer gehörigen Menge Dynamik wird
"IX" niemals langweilig, wobei man sich bei diesem Album ganz sicher nicht die Rübe wegbangen wird. Dies ist Musik zum Zuhören, zum Nachdenken, zum Wiederhören und ständig Neuentdecken… und zum Ausprobieren des neu erworbenen Recliner-Chairs und der edlen Rotweingläser, die man zum letzten runden Geburtstag geschenkt bekommen hat.
Trotz einer überwältigenden musikalischen Vielfältigkeit wirkt
"IX" keineswegs chaotisch, sondern wie aus einem Guss, wie eine Rock-Symphonie der alternativen Art, und es würde daher wenig Sinn machen, Anspieltipps zu geben, denn solche Alben hört man sich am besten vom ersten bis zum letzten Song durchgehend an.
Der Professor spendiert für diese musikalische Wohltat
9 von 10 Maschinengewehren im Holzsarg, auf dass auch zukünftig der Weg von Jason Reece und Conrad Keely und ihrer wechselnden Begleitmannschaft gnadenlos blutgetränkt und von Leichen gepflastert sein möge.