Wer
Coheed And Cambria mag, sollte sich
Incura und deren gleichnamiges Debütalbum unter keinen Umständen entgehen lassen. Wie unschwer auszumalen, hängt dieser Hinweis nicht zuletzt am glockenhellen Gesang (Stichwort „Helium“) von Fronter Kyle Gruninger, was die Kanadier aus der grauen Masse wie von alleine hervor hebt, gleichzeitig das Songmaterial jedoch nicht schmälern soll.
Im Gegenteil, da und dort trifft man gute alte Bekannte wie
Queen, jüngere Semester würden wahrscheinlich von besseren
Muse sprechen -
Incura besitzen jedoch bereits ausreichend Eigenprofil und Charisma, Plagiatsvorwürfe sind also fehl am Platz. Wobei der Härtegrad bei
Incura schon ein anderer – sprich forcierter – ist und man sich als gestandener Metaller gleichfalls angesprochen fühlen darf. Dieses Album sprüht genauer gesagt vor Esprit, denn wenige Combos schaffen den eleganten Spagat zwischen prunkvollem Flair und glaubwürdiger Fragilität in dieser speziellen Art und Weise. Weder ein zwanghaftes Zappel-Break-Symptom, noch das Aufplustern einer Pop-Schaumburg muss sich das außergewöhnliche Quintett als Kritik gefallen lassen, nein, indes darf es mit stolz geschwellter Brust ins internationale Rampenlicht treten: diese Kompostionen tragen eben diesen bestimmten autarken, eigenwilligen, jedoch stets prickelnden Charakter tief in sich, um letztlich auch langfristig zu glänzen. Theatralisch, dezent operettenhaft, ja sogar zwischenzeitlich ein bisschen kitschig, um im nächsten Moment seine Zerbrechlichkeit zu offenbaren - so oder so ähnlich schicken sich
Incura an, frisch gepflückte Phonfrüchte ins Körbchen zu legen. Hinunter bücken muss man sich halt noch selber, um in den Genuß zu kommen.
Anspieltipps? Na ja, eigentlich wären das alle. Das (teilweise) an
Kate Bush (vox!) erinnernde
"Who You Are", sowie das recht deftige
"Decide" und der galante Rausschmeißer
"I’d Give Anything" sind schon ganz große Klasse. Progressive Rocker haben das Teil vermutlich länger schon zu Hause, alle anderen sollten sich wenigstens die Mühe machen,
"Incura" Gehör zu schenken. Sicherlich einer der besten Prog/Alternative Rock Releases des Jahres – das soll was heißen!