Michael Sweet, damit auch
Stryper, wird Unrecht getan. Die Szene mokiert sich beständig über die Glaubensansichten und die damit einhergehenden Liedtexte, die Outfits und was man nicht noch alles finden mag. Dabei wird schnell vergessen, dass das Songmaterial es meist derart in sich hat, dass die allermeisten hochgejubelten Hard Rock-Bands nur stramm stehen dürften. Und geradezu ein Verbrechen ist es, Herrn Sweet, einen der grandiosesten lebenden Sänger, immer wieder konsequent zu übergehen. Andere Helden in seinem Alter haben kaum ein Drittel seiner Stimmgewalt.
In den 90ern gab es erstmals Soloalben des Christenmetallers und diese waren, verglichen mit den vorangegangenen
Stryper-Alben teils recht direkt. So verhält es sich nun auch mit
"I'm Not Your Suicide", das in erster Linie rockend nach vorne geht. Die Formel ist keine Neue; was hier angeboten wird, ist natürlich Rock und Metal nach Schema, mit eingängigen Refrains und ohne Epen bzw. Frickelpassagen, ebenso frei von anderen Überraschungen. Das liest sich nun wenig spannend, aber bedenken wir auch, dass "Breaking The Law" und Ähnliches es für viele ebenfalls zu Szenepfeilern gebracht haben.
Gut, das Cover ist mit zunehmender Betrachtungszeit exponentiell verstörend, aber durch ein schönes Booklet, auf dem amerikanischen Markt ja nicht selbstverständlich, und der tolle, knallend-organische Sound tut sein Übriges. Für die Ignoranz-Klientel sei gesagt, dass bei den meisten Liedern der Christen-Sweet nicht übermäßig hervorkommt, wie es noch auf Strypers
"No More Hell To Pay" der Fall war. Nein,
"I'm Not Your Suicide" ist in der Hinsicht neutraler und sollte niemandem wirklich den Hörspaß verderben.
Die Liste der Unterstützer ist eine wirklich beeindruckend; von
Tony Harnell über
Kevin Max und
Timothy Gaines geht es bis zu Michaels Bruder Robert Sweet und den von
Fozzy und der WWE bekannten
Chris Jericho. Die Hitballade "Heart Of Gold" gibt es neben der normalen Albumversion auch als Bonustrack mit der Countrysängerin
Electra Mustaine zu hören. Viele interessante Sidekicks; ein Soloalbum ganz nach amerikanischem Muster eben.
Besonderen Mehrwert haben der supereingängige Titeltrack (gleichzeitig auch die bisher einzige Singleauskopplung des Albums - das bereits erwähnte "Heart Of Gold" wird aber sicher folgen) und das rockende "All That's Left", aber
im Grunde wird die Qualität konstant recht hoch gehalten, sodass Fans der Hauptband und handwerklich wirklich gut gemachter, uninnovativer Sommermusik gerade in Anbetracht des anstehenden Urlaubs nichts falsch machen können.