Eine äußerst angenehme Erscheinung namens
"Pictures" ereilt uns aus der Bundeshauptstadt Wien.
Mindspeak, eine junge
"female-fronted" Progressive Rock Band ist deren Urheber. Gleich vorweg: auf dem ersten offiziellen Release des Fünfers wurde nichts dem Zufall überlassen, denn trotz vieler Stil- Schattierungen hat man das Kunststück vollbracht, das Spannungslevel fast durchgehend aufrecht zu halten.
Verträumte Soundcollagen, psychdelische Wendemanöver, dramatische Sequenzen, Dynamik zeugende Hooklines, und eine warme bis einfühlsame Stimme (namentlich Viktoria Simon) sind hier zu einem ästehtischen Konglomerat verschmolzen, dessen Filigranität und Kultiviertheit für Unter-Zehn-Bier-geht-gar-nix-Breitspur-Metaller kontraindiziert sind. Alleine der vor Leidenschaft strotzende Eröffnungsreigen
"Tragedy Of Perfection" atmet diese wohltuende Extravanz, wo man einem Gipfeltreffen zwischen
Hammers Of Misfortune,
Marillion und
The Gathering beizuwohnen meint. Nun, dass die kanonartigen Strophen jenem Track eine entscheidende Duftmarke verleihen (in den meisten Fällen ein zum Scheitern verurteiltes Risiko), spricht klar für das Selbstbewusstsein des hoch ambitionierten Quintetts. Speziell die Einmündung zum Akustikpart bei 8:23 ist was für Feinschmecker, bevor sich dezente Elektronic-Klänge anschleichen und der Hörer zielsicher in das Grundthema zurück geführt wird, wo ihn allerdings der Tod erwartet.
Solche und ähnliche Attribute kann man im Weiteren für das sechsteilige (!)
"The Big Sleep" oder
"Reawakening" anführen, ohne jetzt alles krampfhaft in Worte zu zerpflücken, doch nur so viel: die Aufmersamkeit wird voll belohnt und Langweile ist überhaupt ein Fremdwort. Übrigens Großmeister wie
Pink Floyd oder
Dream Theater haben bei
Mindspeak ebenso ihre Spuren hinterlassen, die dominante Ader ist jedoch das bereits stark ausgeprägte Eigenprofil!
Ein, auch optisch penibel aufgemachter Longplayer, der charakterisiert ist von spürbarer Inspiration, Passion, Feeling, Tiefe, und der ein oder anderen Überraschung (u. a. ein Saxophonsolo in
"The Big Sleep Pt. V: Kaleidoscope"). Wollen wir daher hoffen, dass
Mindspeak bald da weiter machen, wo sie auf
"Pictures" einen vorzeitigen Schlusspunkt gesetzt haben. Summa summarum ein mehr als beachtliches Debütalbum aus heimischen Gefilden, welches man auch in der Rubrik
ART-ROCK kategorisieren darf.