Was für eine Überraschung! Nach dem sehr starken
Brainstorm-Album hätte man meinen können, AFM-Records hätten ihr jährliches Pulver an überdurchschnittlichem Euro-Power Metal verschossen, doch siehe da:
Sinbreed sorgen mit ihrem Zweitwerk mit dem Innovationstitel
"Shadows" für gute Gänsehaut. Das möchte man nach dem nur guten Debüt und dem Standard-Coverartwork gar nicht meinen..
Um eine wage Vorstellung davon zu bekommen, wonach die Chose klingen könnte, schaut man in's nett aufgemachte Booklet und findet mit Marcus Siepen (Gitarre) und Frederik Ehmke (Schlagzeug) zwei bekannte Namen wieder; beide spielen bei
Blind Guardian mit. "Oh super, noch eine Band in dieser Sparte" könnte man nun seufzen, aber man kann sich beruhigen, denn das Liedgut ist doch recht erfrischend.
"Bleed" beginnt gleich mit treibendem Schlagzeug und hält das Tempo durchgehend hoch; Sänger Herbie Langhans überrascht mit einer für diese Art Musik angenehm rauen/tiefen Stimme und sein Urschrei zu Beginn des Liedes ist eine amtliche Hausnummer. Große Huldigung an die sehr gelungene Bridge. Die allgemeine Refrainlastigkeit dürfte niemanden überraschen, aber dem sei hinzugefügt, dass wir es nicht mit
Freedom Call'schem Zuckerguss zu tun haben, der schon ins Ohr geht, bevor die CD ausgepackt wurde. Die schön unkitschigen Lyrics sind dabei auch auf der Haben-Seite zu verbuchen; man muss ja nicht immer mit
"Steel" und
"Glory" jonglieren.
Natürlich gibt es auch einen fundamentalen Kritikpunkt: Über alle 10 Lieder werden die zwei Basstrommeln fast ohne Unterbrechung durchgetreten und das mag dem ein oder anderen Hörer schon auf den Geist gehen. Die Frage ist, ob die Technik benutzt wird, weil die Marke "Power/Speed Metal" benutzt wird oder umgekehrt. Jedenfalls hätte der ein oder andere ruhige Moment wie der Beginn des tollen Schlussstückes "Broken Wings" nicht geschadet.
Hier könnte in der Zukunft mehr geschöpft werden.
Letztlich gibt es eine Kaufempfehlung, denn dieses Jahr werden sich alle Scheiben dieser Sparte an Sinnbreed's "Shadows" messen lassen müssen. Hier liegt ein Werk vor, das genauso wenig vom durchschnittlichen Hammerfall-Hörer gewürdigt werden wird wie vom Jag Panzer-Fanatiker, aber ich bin mir sicher, dass Fans von Blind Guardian, Silent Force und Ähnlichen ihre Freude haben werden!