Da soll mal einer sagen, Frauen fände man nur in zuckersüßen Melodic-Bombast-Nervtöt-Kapellen. Die unter dem Pseudonym "Tyrannizer" bekannte Black-Thrasherin versammelt ihre Horden für ein drittes Album und dabei haben sich
Nocturnal schon lange in Genrekreisen manifestiert, waren doch sowohl
"Arrival Of The Carnivore", als auch
"Violent Revenge" und die unzählbaren Splits erstklassige Veröffentlichungen und lassen Promo-Truppen wie
Satan's Wrath doch weit hinter sich. Nun gilt es. Album Nummer drei, uninnovativ wie passend
"Storming Evil" betitelt, fährt zehn Lieder in einer zu erwartenden Länge und einem phantastischen Cover auf.
"Storm From The Graves" stellt gleich den bestmöglichen Einstieg dar; unheilvolle, zunächst im Midtempo aufgestellte Gitarren werden von wilden Schreien der Tyrannin durchbrochen und schon folgt eine Geschwindigkeitsattacke der nächsten. Wer Cover und Titel zusammendenkt, wird sich auch die Lyrik des Albums ausmalen können; kein Weltkulturerbe, aber durchaus passend und ganz Nebenbei wäre ein Lied ohne Dämonen, Zombies oder zumindest irre Schlächter in dem Genre eine Abwertung zum warmen Glas Milch mit Honig.
"Rising Demons" setzt eben da an und man darf berechtigterweise davon ausgehen, dass es auf
"Storming Evil" meist nur noch darum gehen wird, den Qualitätslevel des Openers zu tangieren oder bestenfalls zu überschreiten. Diese Annahme wird mit dem stark groovenden
"Tyrants Of Damnation" zunächst revidiert. Ein zweites Highlight der Platte, fast schon ein wenig tanzbar. Oder auch nicht.
Bis zum 7. Lied,
"Taken By Fire", geht es dann allerdings gewohnt weiter; leider nicht so stark wie zuletzt. Auf einem Split wäre ein
"Perish In Darkness" definitiv eine Bereicherung, aber auf einem Album zwischen so vielen ähnlich gestrickten Liedern geht es einfach unter.
Zurück zu
"Taken By Fire". Hier hört man frühe
Sabbat regelrecht atmen und man kommt zum Schluss, dass
Nocturnal im Midtempo oft viel stärker agieren und an Profil gewinnen.
Hier könnte man in Zukunft Prioritäten setzen; der 7-Minüter wird zu meinem persönlichen Albumhighlight und rechtfertigt den Albumkauf fast im Alleingang. Zum Glück folgt mit
"Ripping Knives" dann ein kurzer Slasher mit scharfem Gitarrenspiel; kurzweiliger Spaß, der noch ein Mal an die beiden Vorgängerplatten erinnert, bevor mit den beiden letzten Liedern standardisierte Kost ausgeteilt wird.
Falsch machen kann man mit
"Storming Evil" nichts, weder als Black-Thrasher, noch als Fan neuerer, eher in den Heavy/Punk abdriftender
Sabbat und
Venom und natürlich auch
Desaster. Nach zwei hochkarätigen Erstlingen haben wir es hier mit einem leichten Formabfall zu tun, aber auch mit einer Chance, sich für die kommenden Veröffentlichungen neu zu formieren. Ob das in diesem Genre gewünscht ist, ist eine andere Geschichte. Solides Album, mit dem
"Nocturnal" ihre Legionen bestimmt bereichern können.