Chemia ... auch nie von denen gehört? Die fünf Polen bringen dieser Tage immerhin ihr drittes Schmuckstück unters Volk und überraschen den Rezensenten dahin gehend, als dass sie musikalisch betrachtet überhaupt nicht dieses typische Ost-Klischee erfüllen wollen. Die Marschrichtung heißt Modern/Alternative Rock. Und nicht nur das. Dank der engen Freundschaft mit Borussia Dortmund Star Robert Lewandowski konnten sich dessen Landsleute auf einen BVB-Fansampler verewigen - und zwar mit dem Song
"Cross The Line"!
Freunderlwirtschaft gut und recht ... doch was kann nun vorliegendes Scheibchen ohne prominenten Support? Um ehrlich zu sein: VIEL! Der geschmeidige Mix aus
Alterbridge,
Nickelback, und den leider nie bekannter gewordenen Schweden von
Human Race geht runter wie frisch gezapfter Gerstensaft und hinterlässt dabei einen angenehmen bis prickelnden Nachgeschmack. Flotte Powerrocker der Marke
"Ego" und
"Bondage Of Love", schier berührende Balladen (
"Hero",
"Everlasting Light"), sowie auf Nu-Metal gestylte Kost wie
"B 52" und
"Sweet" hätte man einer Band aus solchen Regionen bis vor wenigen Jahren vermutlich nicht einmal in den kühnsten Träumen zugetraut, weil man glaubte, dass mit der Death Metal Welle alles gesagt war - so täuscht man sich. Fetzig-punkiges wie
"Fuckshack" und schmalziges a la
"Stalker" steht deshalb nicht im Widerspruch, sondern zeigt lediglich die breite Palette des spielfreudigen Sextetts.
Internationales Format hat auf
"The One Inside" ziemlich alles, was natürlich den Gesang miteinschließt:
Chemia Frontmann Łukasz Drapala hat geradezu das Zeug, wie ein Myles Kennedy glaubwürdig zerbrechlich und gleichzeitig ungemein kraftvoll zu klingen - oder anders gesagt: ein Timbre, für welches andere Shouter ihre Großmutter verkaufen würden! Diese Band aus der Bundeshauptstadt Warschau sollte man im Fokus behalten - denn
"The One Inside" ist eine Visitenkarte, die viel Raffinesse, Coolness, und ebesno die nötige Dosis Passion offenbart.