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3.0
Trittbrettfahrer und Kopisten gibt es leider auch in der Metal-Szene zur Genüge. Immer wieder finden sich da "hoffnungsvolle" Newcomer, die vom Metal-God eben nicht mit so toller Originalität und Schaffenskraft gesegnet wurden, und darum frech und dreist bei den Großen und Erfolgreichen abschreiben, klauen und kopieren, was das Zeug hält. Und sollte diese Dreistigkeit immer noch nicht ausreichen, naja, dann versucht man eben mal wieder ein wenig billiger Provokation – gewaltverherrlichende und frauenfeindliche Texte treffen da immer ins Schwarze der erzürnten Volksseele - und somit sollte einer guten Befüllung des Bandkontos nichts mehr im Wege stehen …. außer die Fans kapieren endlich, wie sie wieder mal verarscht wurden.
Ganz große Könner in all diesen Disziplinen sind die thüringischen Todesmetaller Eisregen, die nun auch schon seit fast 20 Jahren Freunde guter Musik mit ihrem billigen Splatter-Kasperltheater belästigen und es dank unfassbar dummer und billiger Provokation in ihren Texten sogar geschafft haben, drei ihrer CDs in Deutschland auf dem Index für jugendgefährdende Schriften – als Hörer setzt man sich da tatsächlich dem Risiko rasant fortschreitender Enthirnung aus – zu platzieren. Na Bravo! Das ist immerhin auch eine Leistung, die zudem den angenehmen Nebeneffekt hat, dass man diesen musikalischen Eichelkäse nicht überall bekommen kann. Doch genug fiese Worte verloren, was zählt, soll die aktuelle, inzwischen 10. Großtat der laut Bandinfo "thüringischen Meister des Makabren" sein. Und da kommt es in erster Linie auf die Musik an, auch wenn Eisregen sich natürlich hauptsächlich durch ihre auf Vorschulniveau verfasste Blut-und-Beuschel-Poesie definieren. Leider ist der Job des Rezensenten in dieser Hinsicht auch nicht ganz so cremig, denn wenn einem als Intro beim ersten Song "Waldgott" billige Bontempi-Heimorgel-Klänge entgegendudeln und darüber Frontman Roth wie ein heiserer Daffy Duck irgendwelche Fäkal- oder sonstige Körpersaftlyrik dahinquäkt, stellt sich schon gleich ziemliche Sprachlosigkeit ein. Klingen sollte das im Originalkonzept wohl wie eine aggressive und originelle Mischung aus Rammstein und Black Metal, herausgekommen ist aber ein ziemlich peinlicher Geisterbahnsoundtrack, mit dem man vielleicht im Wiener Prater noch ein paar 5-jährige erschreckt, ansonsten aber höchstens das Publikum VERschreckt. Lediglich die bemühten Blastbeat-Versuche in der Songmitte verhindern, dass der Rezensent schon nach wenigen Takten entschläft. Weiter geht es unerwartet rock'n rollig mit "Todestag", einem Song, der mit unfassbar amateurhaften Streichereinsätzen "glänzt" (wahrscheinlich war es aber doch wieder das Bontempi-Kinderspielzeug, auf dem Papa Roth seinem Sohn in den 70ern "Alle meine Entchen" vorspielte und damit wohl unwissentlich seinen Sohn prägte) und dann wieder in miesen Blastbeats versickert. Richtig schenkelklopfend lustig wird es dann bei "DSDSL – Deutschland sucht die Superleiche" - einfach köstlich diese thüringischen Karnevalsprinzen! - , wo sich Eisregen von ihrer humorvollen Seite zeigen. Heißa, das ist ja beinahe Sozialkritik, was einem der Roth da entgegenrülpst. Apropos Roth: Wenn man nicht durch die vollkommen einfallslosen Kompositionen, die musikalisch äußerst unterdurchschnittliche Leistung aller beteiligten Instrumentalisten und die furchtbare Eintönigkeit schon entnervt den Mauszeiger Richtung virtueller Papierkorb bewegt hat, um diesen Datenmüll seiner endgültigen Entsorgung zuzuführen, raubt einem spätestens nach dem 3. Song dieser vokalakrobatische Tiefflieger mit seinem monotonen, vollkommen uninspirierten, total kraft-und saftlos dahergeröchelten Gefeixe den letzten Nerv und treibt die Hörer so innerhalb kürzester Zeit in den Irrsinn. Das wieder mal vollkommen danebenliegenden Bandinfo faselt ja auch was von "dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn", auf dem Eisregen immer wieder wandeln sollen. Das Genie sucht dieser Rezensent immer noch, wo der Wahnsinn stattfindet, sollte inzwischen aber klar sein. Man lasse sich dazu noch das folgende Zitat aus dem ziemlich unterhaltsamen Pressetext von Massacre Records auf der Zunge zergehen: "Vor allem stimmlich bleibt sich Meister Roth treu, was die Fanbase der Thüringer abermals in Verzückung versetzen wird." Jaja, in der Gummizelle verzückt und entzuckt man bald mal, da braucht es keinen Ronnie James Dio oder John Tardy, da reicht auch schon ein Herr Roth, dessen gesangliches Unvermögen seinen Höhepunkt erreicht, wenn er wie bei "Lang Lebe Die Nadel", der Eisregen-"Ballade" dieses Albums, versucht, seiner Gurgel ein paar erbärmliche Jauler im Umfang einer halben Oktave zu entlocken, dabei aber so klingt, als würde ein altersschwacher, geprügelter Hofhund seinen finalen Abschiedsfurz zwischen den runzligen Arschbacken rausdrücken, unangenehmerweise inklusive Materialanteil. Ziemlich unappetitlich jedenfalls... Der Rest des Albums plätschert nach solchen unüberbietbaren Höhepunkten dann unauffällig und überraschungsfrei dahin, mal schnell, mal getragen, mal Rammstein, mal ohne Stein, ein bisschen Blast hier, ein paar Takte peinlicher Akustikgitarrenversuche für Anfänger dort, hin und wieder ein tausendfach abgenudeltes Riff aus Peter Burschs "Heavy Metal Guitar", dem Standardklassiker für Gitarreninteressierte im Anfangsstadium ( Voggenreiter, Bonn 1988, ISBN 3-8024-0172-7), und zur Auflockerung immer wieder holprige Bontempiorgeln und billige Orchestersamples aus dem itunes-Sonderangebot, dazu halb verständliche lyrische Pseudo-Provokation über die Schönheit der Drogenabhängigkeit, Leichen, Tote, Ekel, Blut, Gedärm, Körperausflüsse, Mord, und sonstige, schon zig-mal durchgenudelte Standardthemen des Schwarzmetalls. Abgeschlossen wird das Album – ich habe es tatsächlich durchgehört, nicht, dass da irgendwer mir journalistische Schlamperei vorwerfen will – dann mit dem Opus minimalis "Eisenherz", einer Art Karusselmusik für weltentschwebte Gothic-Kids auf LSD, mit Helium-gefärbter Vokallächerlichkeit, die sinnentleerte Wortseifenblasen auspafft. Schlicht unaushaltbar. Was soll man dazu noch sagen? Eigentlich nichts, außer, dass mein Jugendidol Pungent Stench-Veteran Martin Schirenc sich aus unerfindlichen Gründen als Gastmusiker für diesen Gehörarschfick hergegeben hat und ein geschmacksverirrter ex-Mitarbeiter unseres Qualitätsmagazins diesen muffigen Käse mal wegen seiner Anti-Establishment-Haltung mit Lobhudeleien bedacht hat. Wenn Anti-Establishment jedoch bedeutet, dass man mit solchem Quark die Hitparaden erobern kann (Platz 27 in den deutschen Charts!), bin ich ab heute gern Establishment. Und nur weil täglich 2,5 Millionen Big Macs verkauft werden, muss das noch lange nicht heißen, dass die Dinger auch wirklich gut sind. Jeder gesundheitsbewusste Konsument wird sich dieser "Delikatesse" genau so verweigern, wie wahre Musikfreunde aus voller Überzeugung nach dem Genuss von "Todestage" (super origineller Titel, by the way) lauthals "Scheiß Regen" skandieren werden. Der Professor attestiert somit Eisregen (die diesen Text lieben werden, denn jede negative Kritik ist mehr wert als 1000 ganzseitige Anzeigen im Rock Hard) auch nach dem 10. Versuch noch ein 100-prozentiges Talentdefizit und kann, genau wie die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, "keinen ausreichenden Kunstgehalt" im Werk der Thüringer Ausnahme-Dünnpfiff-Verursacher feststellen. Der Professor empfiehlt außerdem als sofortige Gegenmaßnahme nach dem Genuss dieses unnötigen Eintopfs aus schimmligem Smegma 3 von 10 möglichen Flaschen Danklorix Gehörgangintensivspülung – entfernt sicher und zuverlässig 100% aller akustischen Bakterien, Keime und Viren und hilft das Infektionsrisiko zu senken. Trackliste
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Reviews
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28.07.2013: Artwork und Tourdaten01.06.2013: Im Herbst auf Tour 23.12.2011: Tour mit Varg und Milking The Goatmachine. 19.10.2011: "Madenreich - Ein Stück Rostrot" EP. 18.09.2010: CSU will in Bayern Konzerte verbieten 07.10.2004: Charteinstieg in Deutschland 09.07.2004: im Studio |
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