Nach einer großzügigen Schaffenspause zeigen die Norddeutschen
Nailed To Obscurity mit
"Opaque", dass es gut ist, sich einfach mal sechs Jahre Zeit zu lassen für ein Album. Schwermütige Beats, düstere Klangwolken, tiefe Stimmen, hypnotische Wiederholungen. Wenn einem die Musik von
Paradise Lost,
Katatonia,
Moonspell,
Crematory,
Insomnium oder
My Dying Bride etwas bedeutet, dann ist das hier wie Heimkommen. Für viele andere möglicherweise nur altmodischer Kram.
Nailed To Obscurity bringen den alten, rohen Dark/Gothic/Doom/Death-Sound noch einmal richtig auf Touren. Ihr neues Album ist absolut gelungen, punktum. Es hat die Tiefe, nach der alle dürsten, es hat genau die Bandbreite, die alle niederen Stimmungen und Gedanken abdeckt, spannende Arrangements und schöne Spannungsbögen, abwechslungsreich und trotzdem homogen. Flottes wie
"Mythomania", viel in Moll und unpeinlich Melancholisches wie
"Drift". Es sind Stücke wie
"In Vain" und
"iNnerME", die hier den Sockel aufstellen. An einigen grunzfreien Stellen meine ich sogar Ähnlichkeiten zu
Saviour Machine herauszuhören.
Bei fünfzig Minuten Spielzeit ist klarerweise nicht alles gleichermaßen meisterlich, dennoch verführt jedes der neun Stücke zum genauen Hinhören - ob wegen der vordergründig simplen, in Wahrheit aber komplexen, verspielten Arrangements oder einfach, weil sich eine schöne, unkitschige Melodie nach der anderen auf erlesenen Beats und Rhythmen entfaltet.
Auf unaufdringliche Art verpacken
Nailed To Obscurity ihre bittersüßen Melodien und großartigen Dunkel-Hymnen in ein intensives und schönes Gesamtkunstwerk, das mit seiner latenten Düsterkeit wie ein kleiner, kaum zu sehender Stern am Abendhimmel funkelt. Eine Platte, wie gemacht für den Winter: Die kurzen Tageslicht-Stunden erscheinen noch kürzer, der Wind noch kälter. Gut gemacht!