Ehrlich nichts für ungut, verehrte AOR Gemeinde. Doch manchmal bin ich als Fan am äußersten Rande verwundert, wie austauschbar, lasch und aufgewärmt manche Studiowerke klingen. Immerhin kommt das betroffene Weichspülerkollektiv
Last Autum's Dream aus der Rock und Metal Hochburg Schweden und hätte mit Drummer/Produzent Jamie Borger (
Treat) und Andy Malecek (ex-
Fair Warning) sogar zwei hoch angesehene Musiker im Boot, doch entscheidend ist halt immer noch, was aus Inspiration, Synergie und Taten entsteht.
Den elf neuen Softbällchen fehlt über weite Strecken genau das, was man als zwingend, flachlegend, anziehend, entflammend, juckend etc. bezeichnen würde, oder kurz: das Salz in der Suppe. Ohne jetzt groß auf einzelne Details einzugehen: die interessierte Klientel schüttelt das Haupthaar zu
"Ten Tangerine Tales" auf jenem Nenner, wo sich solch Konsorten à la
Gotthard,
Bon Jovi und
Magnum ohne sonderliche Ambitionen treffen. Überaus harmonisch und mehr als gefällig, aber letzten Endes einfach zu schüchtern und zu zahnlos, um einen tieferen Eindruck oder imaginären Brandfleck in der Hirnrinde zu hinterlassen.
"I Will See You Thru",
"When I Found You",
"Lie To My Heart", um mal drei Stück beim Namen zu nennen, entsprechen einem Kreisliga Freundschaftsspiel am warmen Frühlingssonntag, wo sich keiner wirklich weh tun will und jeder Beteiligte schon lange vor Anpfiff an den wohlverdienten, gekühlten Radler und an das blonde Tittenmonster vom Sportplatzbuffet nach einer müden Nullnummer denkt.
Doch man will nicht total unfair sein: mit dem modernen, relativ knackigen
"Pickin' Up The Pieces" an zweiter Position zeigen
Last Autumn's Dream wenigstens auf, was außerhalb des todsicheren Schema F's eigentlich möglich wäre, wenn man nur wollte.
"Ten Tangerine Tales" ist also eine weitere perfekte Ergänzung für AOR Allesschlucker, die ihr Leben gleichermaßen tolerant, bescheiden und hoffnungslos romantisch gestalten. Und nein, wir schießen keineswegs mit Kanonen auf Spatzen!