Das Artwork der
"Gotensaga" kann alles, was man von einer heroischen Schlachtplatte erwartet und so klassisch und episch das Intro ist, so harsch krachen die Gitarren und Drums beim eröffnenden
"Goteneid". Natürlich sind deutsche Texte nicht jedermanns Sache, was die Herrschaften auf ihrem Debüt aber in einer
Schnittmenge aus richtig fettem Metal und historischen Lyrics um das ostgermanische Volk abfackeln kann wirklich einiges und lässt jeglichen befürchteten Kinderliedanstrich ebenso verschmerzen, wie allzu große Aufdringlichkeit und Puppenspieldynamik.
"Gotensaga" ist ein grenzwertiges, aber nicht ganz uncooles Album. Vor allem die brachiale Soundwand und die durchwegs fetten Gitarren heben die vierköpfige Band aus dem Morast der Möchtegernkrieger heraus.
Eingängige Riffs, orchestrale Keyboad-Arrangements und die durchwegs saftige Schießbude von ex-Belphegor Knüppelbruder Tomasz “Nefastus” Janiszewski machen die elf Songs des Debütalbums zu einem ziemlich amtlichen Termin für all jene, die ihr Heil zwischen Equilibrium, Siebenbürgen und Die Apokalyptischen Reiter finden, und sich an einem düsteren Historiengedicht laben wollen.
Natürlich ist die melodische Baritonstimme von Johann Frey sicher vielen ein Dorn im Auge und im Grunde ist sie auf Dauer auch der eigentliche Schwachpunkt von
Tervingi. Hat man sich aber mal daran gewöhnt, dass sie Vocals nicht nur pathetisch, sondern auch teilweise eher schief liegen, gehen sie aber durchaus in Einklang mit dem Sound und der Elegie der Lyrics. Die Frauenstimme trägt das ihre dazu bei, die
"Gotensaga" atmosphärisch zu gestalten und Herrgott ja: Natürlich ist all das voller Pathos und aufgesetzter Theatralik. Natürlich ist das kitschig und für viele Leute vielleicht auch lächerlich. Schwertklimpern und Schilderklirren hört man zwar nicht, aber die Texte und die Aura sind ohne Frage mit einem gewissen Theaterflair versehen. Das ist nun aber mal so in diesem Genre und genau deshalb muss man Songs wie
"Der Hörner Ruf",
"Reka", das bombastische
" Der Abschied" oder das richtig heavy drückende
"Alewars Schmiede" (ohne Scheuklappen wohlgemerkt) nicht gleich verdammen, sondern kann sie dennoch und vor allem wegen ihrer wirklich harrschen Metal Dynamik gut finden.
"Gotensaga" ist eine gelungene Ode an den Stamm der Westgoten der Spätantike. Tervingi haben ein Debütalbum am Start, das viele Menschen ob seines Klamaukanteils zweifellos hassen, aber die Zielgruppe durchaus lieben lernen sollte.
Genre Freaks sollten trotz meiner "subjektiven" Benotung in jedem Fall reinhören!