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9.0
Kory Clarke mag älter geworden sein, seine Vocals klingen rauer und mitunter vielleicht ein weniger rebellisch und wütend, als in der revolutionären Frühphase von Warrior Soul. Seine Alben sind aber immer noch ein unvergleichliches Hörerlebnis und ein absoluter Genuss. "Stiff Middle Finger" nennt sich die mittlerweile achte Scheibe der zeitlebens außergewöhnlichen New Yorker Ikone und der Titel passt wie perfekt zum Tun und Lassen von Clarke. Wo mich das gute Comeback "Destroy The War Mashine" nicht immer restlos überzeugen konnte, bin ich mir noch während ich die ersten Zeilen dieses Reviews in die Tasten wichse sicher: "Stiff Middle Finger" ist das beste Warrior Soul Album seit "Space Age Playboys", atmet zu jeder Sekunde wieder die unvergleichliche Atmosphäre dieser Band und erfüllt alle Erwartungen, die wir uns schon lange nicht mehr zu hegen getrauten!
Hier stimmt alles. Die markanten Gesänge, der rotzige Sound und die hypnotischen Gitarren sind immer noch allgegenwärtig. New Wave Flair, Punkige Attitüde, markante Crossoverideale und sleazige Hard Rock Stimmung sind der nahrhafte Boden für die sozialkritischen Lyrics des egozentrischen Chefdenkers. "Stiff Middle Finger" klingt zu jedem einzelnen seiner fett aber keineswegs allzu glatt produzierten Klangmomente rauchig und kratzig, ist voll von beschwörenden Vocallines, typischen, fett groovenden Hymnen und den unverkennbare, harten und treibenden Gitarrenwellen. Dass sich Rebell Cory dabei einmal mehr mit erhobenem Zeige- und Mittelfinger durch die Songs predigt, steht außer Frage. "Fuck the Establishment" lautet die Parole und wenn man sich ein sleazig treibendes "Occupy", das bärenstarke "Wall Street" oder das "Planetary Revolution" anhört, dann weiß man sich als alter Warrior Soul Fan einmal mehr wohl behütet. "Stiff Middle Finger" hat einfach alles, was man sich beinahe nicht mehr zu erhoffen getraute. Dreckige Attitüde, Street Credibility und trotz all seines speckigen und dreckigen Anstrichs absolutes Hitpotential. So fett und überzeugend wie Cory und seine neuen Mannen bei "Sparkle Baby", dem genialen "Junky Stripper", "A Drink To All My Friends" oder dem großartigen "Rubicon" in die Vollen rocken, hätte ich mir das nie mehr zu träumen gewagt. Absolut genial! Cory Klarke macht seit Beginn seiner Tage ehrliche Musik mit ganz dicken Eiern und ohne jegliche Kompromisse. Mit "Stiff Middle Finger" knüpft er auch endlich genau da an, wo er Mitte der 90er Jahre aufgehört hat. Hier ist er wieder der unverkennbare Warrior Soul Spirit, der Alben wie "Last Decade Dead Century", "Drugs, God And The New Republic", "Salutations From The Ghetto Nation" und "Space Age Playboys" so unglaublich intensiv, einzigartig und genial machte. "Stiff Middle Finger" ist ein der größten Kracher des heurigen Plattenjahres, und nach der grandiosen neuen Prong Scheibe das zweite bärenstarke Lebenszeichen einer fast schon tot geglaubten Kultband meiner Frühtage. Warrior Soul waren ohne Zweifel eine der besten, intelligentesten und coolsten Bands der frühen 90er Jahre. Keine andere Band klang je so wie diese, und "Stiff Middle Finger" setzt nahtlos da fort, wo die New Yorker einst aufgehört haben. Killeralbum! Trackliste
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