Alle Achtung. Die Newcomer von
Steel Engraved haben es verstanden, sich dank eines Deals mit Red Lion Music in den letzten Monaten an der Livefront ordentlich in Szene zu setzen. Und auf den noch anstehenden Tourneen mit
Testament und
Iced Earth wird man ausreichend Gelegenheit haben, sich und das Songmaterial des nun veröffentlichten Albums
"On High Wings We Fly" zu präsentieren. Irgendwie haben so einige Erfolgsgeschichten der letzten Jahre genau so angefangen…
Doch für den Erfolg braucht es auch ein Album, das kickt. Denn im Endeffekt zählt immer die Musik. Und grundsätzlich klingt, was ich da auf
"On High Wings We Fly" höre, ganz ordentlich. Melodischer Power Metal teutonischer Prägung mit viel Galopp aber auch gelegentlich im gemütlichen Trab, den man dann gern für ein paar technische Kabinettstückerln oder ruhige, verträumte Gitarrenausritte nutzt. Sänger Marco Schober pendelt stimmlich zwischen Tobi Sammet (
Edguy) und Ralf Scheepers (
Primal Fear) und liefert technisch eine starke Leistung ab, während die beiden Gitarristen den Hörer manchmal förmlich mit ihren Soli schwindlig spielen.
Yngwie Malmsteen & Co. lassen grüssen. Das ganze wurde dann noch von Meister Geoff Thorpe höchstpersönlich soundtechnisch fett in Szene gesetzt. Kurzum: wenn man diese Fakten mal zur Zwischenbilanz addiert, dann müsste einen die Scheibe eigentlich völlig wegblasen.
Tut sie aber irgendwie nicht. Unfair, aber wahr. Das Songmaterial klingt einfach ein wenig zu konstruiert. Vor allem bei den Refrains und Melodien überspannt man den Bogen zum Kitsch manchmal zu sehr. Vielleicht ist der Band beim Bemühen alles wirklich perfekt zu machen, auch einfach die Street Credibility abhanden gekommen? Egal. Jedenfalls hab ich trotz kerniger Riffs, guter Produktion und einiger Passagen, die mich echt aufhorchen lassen, nachdem letzten Song kaum das Bedürfnis, die Repeat-Taste zu drücken. Schade eigentlich. Und irgendwo hab ich das Gefühl, mich fast bei der Band, die so offensichtlich technisch hochwertige Musik abliefert, entschuldigen zu müssen. Aber ich hab mir die Scheibe – in der Hoffnung, dass alles nur auf Föhn, einen schlechten Tag in der Arbeit oder sonst was zurückzuführen ist – an mehreren Tagen angehört.
Und ich bleibe dabei. Irgendwas fehlt… und diesem Gefühl muss ich in meinem Review einfach subjektiv Rechnung tragen, auch wenn objektiv betrachtet hier alles im grünen Bereich ist. Und mich würde wirklich brennend interessieren, ob ich mit meiner Meinung alleine dastehe oder ob es anderen ähnlich geht.