Anno 1985. Eine Zeit, in der es noch keine
JBO, keinen
Onkel Tom und keine
Alkbottle gab und der Begriff Kneipenterroristen noch nicht für eine Band aus Hamburg stand. Aus einer Schnapslaune heraus beschlossen einige Musiker aus dem Ruhrpott, dem tristen Weihnachtsgedüdel in den Kaufhäusern den metallischen Fehdehandschuh entgegenzuschleudern. Reent Fröhlich von
Fact und Toto von
Living Death, dessen Gesang immer etwas an das Jammern ersaufender Kätzchen erinnert, vergewaltigen vier rührselige Weichnachtsschnulzen:
"Jingle Bells",
"Silent Night, Holy Night",
"Winter Wonderland" und
"White Christmas". Und die Welt war nicht mehr dieselbe…
Die Weihnachtsmänner mit Nietengurt, Gitarre und Verstärker rocken was das Zeug hält. Seine Majestät Axel Rudi Pell und Thomas Eder (beide damals noch bei
Steeler) sowie Martin Bork von
Lion’s Breed trümmern die Biester ein und stellen die erste richtige Heavy Metal Spaßplatte in die Regale. Ein Jahr später veröffentlicht Shark Records das ganze dann – aufgemotzt um weitere Stücke – als LP. Dieses Mal sind noch mehr Gastmusiker zu hören. Gerre von
Tankard, Peavy von
Rage sowie Sabina Classen von
Holy Moses führen die Liste illustrer Musiker an. Aber auch Gitarristen von
Living Death,
Capricorn und
Scanner hinterlassen ihre Spuren auf dem Album. Und an den Drums sitzt kein Geringerer als Jörg Michael (u. a.
Stratovarius,
Mekong Delta). Absoluter Höhepunkt ist jedoch der herrlich schräge Chorgesang des HM-Fanclubs Velbert, der
"Alle Jahre Wieder" zu einem Partykracher erster Güte macht.
Auch wenn die musikalische Qualität der Darbietungen nicht immer perfekt ist, so strotzt die Platte nur so vor ungezwungenem Spaß. Unvergesslich der von Sabina Classen „schön“ gesungene Mittelpart von
"Leise Rieselt Der Schnee", der in einem Lachkrampf endet.
"Banging ´Round The X-Mas-Tree" ist die Mutter aller Metal-Kabarettplatten aus Deutschland und sein Titel ist auch heute hoffentlich noch in vielen Headbangerhaushalten Programm. Und auch heute macht das Hören der Scheibe zu Weihnachten einfach Spaß. Und sei es nur, um zumindest für einige Momente den Rührseligkeits- und Betroffenheitsmarathon zu unterbrechen und unterm Weihnachtsbaum Oma und Opa grinsend die Pommesgabel zu zeigen.
Nur fürs Protokoll: Während damals in Deutschland, Rockmusik und Spaß noch nicht zusammen gehörten, waren in Österreich schon seit den späten 70ern
Drahdiwaberl aktiv, die nicht nur mit ihren aberwitzigen Texten glänzten sondern auch showtechnisch alles vorwegnahmen, was später
W.A.S.P.,
GWAR oder
Rockbitch bekannt machte. Was einmal mehr beweist, wer im direkten Ländervergleich in Sachen Humor die Nase vorn hat.