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Cover  
Lost Dreams - Blinded By Rage (CD)
Label: Twilight Records
VÖ: 04.11.2011
Homepage | MySpace
Art: Review
RedStar
RedStar
(243 Reviews)
9.0
Was hat die Bande um Andi Maierhofer denn so erzürnt, dass Lost Dreams schon wieder dermaßen auf den Putz hauen? Das ist kein laues Lüfterl, das da seinen Weg aus dem Wipptal findet, das ist schon ein mächtiger Föhn, der einem da um die Ohrwaschln fegt. Wußte schon das letzte Album schwer zu beeindrucken und zu gefallen, so knüpfen die Tiroler nahtlos daran an und verfeinern ihren Stil noch weiter. Gleichwohl für die meisten Metalhörer die Wortfolge Melodic Death Metal eher wie ein Fluch denn wie ein Zauberwort für den Eintritt in den Metalhimmel anmutet, hat die Band dem geneigten Fan nicht zuviel versprochen. "Blinded By Rage", der mittlerweile fünfte Longplayer, bietet markante Metalgranaten en masse, die sich aufgrund ihrer vielfältigen Ausprägungen in die Hirnrinde einfräsen.

Messerscharfe, frisch wie ein Gemüse knackende Riffs holen ein ums andere Mal aus, den Bandnamen brachial und zudem beharrlich ins Langzeitgedächtnis einzugravieren. Über die Vorzüge von Lost Dreams wurde ja bereits im Review zum Vorgängeralbum "Wage Of Disgrace" (zum Review) ausgiebig referiert, was mich allerdings wirklich erstaunt ist, dass es die Truppe wiederum schafft, einen modernen Metalkracher nach dem anderen aus dem Hut zu zaubern!

Das mit einem markanten Refrain ausgestattete "The Painted Man", das anfänglich an Machine Head erinnernde und schwer drückende "Secrets", dessen Melodielinien und Songführung sich einem unweigerlich im Gehirn festsetzen, "Demons Call My Name", zu dem auch ein Videoclip produziert wurde…ein Song-Rohdiamant nach dem anderen reiht sich auf die Melodic DM-Kette! Schwer krachend, groovend und mit genreimmanent originellen Songideen ausgestattet geht es munter weiter. "Living in the mass" zeigt, dass das Quintett auch mit dem Backkatalog von In Flames vertraut ist und reiht sich wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb nahtlos in den Reigen der markanten Hits ein.

Doch wird auf dem Album nicht nur melodietechnisch einprägsam gerockt, das neue Album hält beispielsweise mit "Black Sheep" (mit Gehacke und mächtig tief gegrowltem Refrain) auch das Aggro-Level hoch, "Dust To Dust" setzt gleichsam einer eruptiven Death Metal – Explosion noch eins drauf und geht trotz (oder gerade wegen) dem Groove-Mittelteil ab wie Zäpfchen. Doch auch auf den ersten Blick unspektakulärer anmutende Bolzen wie das drückende "Loco Motive" versprühen mit dem behutsamen Stimmungsaufbau und dem zwingenden „Loco motive!!!“ ihren unwiderstehlich bestechenden Charme, wohingegen "Out Of Control" mit seinen Synthie-Einsprengseln überrascht.

Normalerweise ist ja der Albumopener eines der Highlights auf dem Album, doch im Vergleich zum nachfolgenden Opus, das eine perfekte Verschmelzung von Melodie und Härte bietet, welche vom sehr gelungenen Songwriting geschmeidig abgerundet wird, können es sich Lost Dreams gar leisten den nicht gerade stärksten Song am Albumanfang zu platzieren. Dass auf dem Album die Schwedendeath-Gitarren shreddern und trotz aller Melodiösität und den markanten Passagen und Hooklines eine mehr als gediegene Härte regiert, muss wohl nicht extra hervorgehoben werden. Das gelassene, aber von hinten heraus mächtig Druck machende Drumming von Rafael Peychär legt in kongenialer Eintracht mit dem Dominator des Viersaitigen, Dominik Hormann den Teppich, auf dem sich die Saitenfraktion Herbert Sopracolle und Andreas Maierhofer austoben darf.

Die Vorzüge der modernen Studiotechnik heftig ausreizend drückt und knallt der Sound über die gesamte Laufzeit. Als kleine Bonuskirsche haben die Tiroler noch den Soilwork – Track "Nerve" für immer und ewig auf Tonträger gebannt, der zeigt wo die Band u.a. ihre Wurzeln hat und stilistisch eine nette Abrundung des eigenen, tollen Songmaterials darstellt sowie den ansonsten abartig growlenden oder kreischschreienden Frontman Stefan „Schleifi“ Traunig zu fast ungewohntem Klargesang zwingt.

Lost Dreams ist in einem Husarenritt wiederum der Kraft- und Balanceakt gelungen, ein echtes Kracheralbum zu produzieren und gerade in diesem totgespielten Genre, von dem sich ein Großteil der Metalfans aufgrund der gleichförmigen Langeweile schon längst abgewandt hat, mit zwar genretypischem, aber abwechslungsreichen Songwriting Akzente zu setzen und zudem nicht bloß vereinzelte Sternschnuppen zu produzieren, sondern den Himmel über fast die gesamte Albumlaufzeit hell erglühen zu lassen! Knackig, g´schmackig, gut das Teil – nicht nur für Lokalpatrioten zum Antesten!

Trackliste
  1. Hide And Seek
  2. The Painted Man
  3. Demons Call My Name
  4. Secrets
  5. Black Rain
  6. Living In The Mass
  1. Black Sheep
  2. Loco Motive
  3. Out Of Control
  4. Darkness Falls
  5. Dust To Dust
  6. Nerve
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