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6.0
Was hat man sich nicht gefreut, als es hieß, Jane's Addiction würden im Herbst des vergangenen Jahres ein neues Album veröffentlichen. Die beiden ersten Platten "Nothing's Shocking" und "Ritual de lo Habitual" aus den Jahren 1988 und 1990 genießen unter Fans zu Recht Kultstatus. Das Frühwerk von Perry Farrell, Dave Navarro & Co anzuhören war spannend. Ganz so, als ob man, sich durch den Dschungel kämpfend, urplötzlich einem bengalischen Tiger gegenübersteht, der zum Sprung von einem von Pflanzen überwucherten Tempel ansetzt – ungezähmt, unberechenbar, und unvergesslich.
Mittlerweile sind mehr als acht Jahre ins Land gezogen seit Jane's Addiction ihr letztes Lebenszeichen "Strays" von sich gegeben haben. Navarro und Farell sind Superstars, haben dicke Scheckbücher und waren mit ehemaligen Supermodels verheiratet. Von der Magie vergangener Tage ist auf "The Great Escape Artist" nicht viel übriggeblieben. Rausgekommen ist ein glattpoliertes Album, das im Schonwaschgang zu viel Weichspüler abbekommen hat. Vergeblich wartet man auf den zündenden Moment, den Urschrei von Perry Farell, der Tote zum Leben erweckt, oder auf ein schneidendes Gitarrensolo das die Wände erzittern lässt und sich unbarmherzig durch die Gehirnwindungen fräst. War "Strays" ein Highlight der frühen 00er Jahre, so ist "The Great Escape Artist" eine Enttäuschung. Zugegebermaßen auch wegen der großen Erwartungshaltung. Zwar hat man mit "The Irresistible Force" und "Curiosity Kills" einige gute Nummern am Start, aber dennoch klingt der Großteil des Albums wie ein Sammelsurium ausgemusterter B-Seiten der "Strays"-Ära. Fazit: "The Great Escape Artists" ist, als ob man sich die neueste Tierdoku gemütlich zu Hause auf dem Sofa vor dem Flat Screen ansieht - nett anzusehen, aber unaufregend und eintönig. Die Platte ist sicher nicht schlecht. Aber nur OK ist für eine Band wie Jane's Addiction zu wenig ... Wer nicht deklarierter Fan ist, hat nichts versäumt, wenn er den Silberling nicht im Plattenschrank hat. Schade, denn Jane's Addiction haben hinlänglich bewiesen, dass sie weit mehr können, als sie auf dem vorliegenden Release zur Schau stellen. Trackliste
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