Leute, wie die Zeit vergeht! Ist das tatsächlich schon zwei lange Jahre her, dass das Debütalbum von
Sinister Realm erschienen ist? Unglaublich! Mit
"Sinister Realm" begeisterten die Amis den Metal Underground rund um den Globus. Ähnlich wie ihre Landsmänner
A Tortured Soul standen auch bei dieser Band hörbar alte Helden wie
Judas Priest (70er Phase), ganz frühe Iced Earth, US-Tyrant, Nasty Savage und Mercyful Fate Pate. Das alles wurde dank einer handwerklich über jeden Zweifel erhabenen Band, einem überragenden Sänger und einem mehr als talentierten Händchen für gutes Songwriting in Stahl gegossen. Kein Wunder, dass sich die Reviews damals vor Begeisterung fast überschlugen. Doch leider folgte danach keine Europatour, keine Festivalauftritte und es wurde still um
Sinister Realm. Bald waren die Jungs fast schon wieder vergessen, als wie aus dem Nichts plötzlich das Nachfolgealbum auf dem Tisch lag.
Und das Warten hat sich gelohnt, Freunde! Schon der Opener
Winds Of Vengeance deckt auf, dass
Judas Priests "Starbreaker" tatsächlich einen kleinen, ledigen Bruder hat. Manche Bands würden für solche Songs schon töten. Doch gegen das nachfolgende, mit einem zentnerschweren, beschwörend-hymnischen Refrain ausgestattete Kauzmonster
"Tormentor (Deliver Us)" war das höchstens eine lockere Aufwärmübung. Die Kinnlade klappt das erste Mal gegen Süden. Was für ein Hammersong!
"With Swords Held High" werden „galopp!“, “galopp!” alte
Omen-Zeiten beschworen, bevor die dunklen, schweren Riffs des Titelstücks das Regiment übernehmen. Klasse!
Sinister Realm haben es nicht verlernt, Musik zu komponieren, die
einerseits catchy ist, andererseits die Essenz des Old School-Metal perfekt verkörpert: Jaulende Gitarrenduelle, donnernde Riffs, ein saugeiler Sänger – keine reine Scream Queen, sondern einer, der Herr über alle Tonlagen ist - und dieses gewisse Quentchen Originalität! Attribute, die ein Album wie
"The Crystal Eye" aus dem Sumpf ewig gleich klingender Veröffentlichungen herausheben.
Definitiv vergleichbar mit den aktuellen Glanztaten von White Wizzard und Skull Fist! Das originelle
"Signal The Earth" und das düster-balladeske
"The Shroud Of Misery" halten locker das Niveau, bevor mit
"Battle For The Sinister Realm", die geniale Fortsetzung des Instrumentals
"Enter The Sinister Realm" vom Debütalbum, das Finale einläutet. Und das kommt in Form von
"The Tower Is Burning", das mit seinen orientalisch angehauchten Gitarren und Alex Kristofs fantastischer Gesangsleistung die
Magie von Rainbows "Gates Of Babylon" oder Dios "Egypt (The Chains Are On)" beschwört. Spätestens bei Einsetzen der Chorgesänge ist die Gänsehaut Zentimeter dick. Puh…!
Ich wiederhole mich. Aber ich kann mich nicht erinnern, in den letzten zwanzig Jahren spannendere Zeiten in der Metalszene erlebt zu haben. Ein Hammerrelease jagt den anderen. Und ich rede nicht von denen, die im Media Markt stehen. Sondern von den Trüffeln, für die der Metalfan ein wenig graben muss. Sprich: Underground Mailorders anchecken oder gar mal die Bands direkt anschreiben. Veröffentlichungen von Labels wie Shadow Kingdom gibt es halt nicht an der Tankstelle zwischen Hansi Hinterseer und Metallica. Um an die ranzukommen, bedarf es ein wenig mehr Aufwand. Aber das sind Scheiben wie
"The Crystal Eye" von
Sinister Realm einfach wert. Dank myspace kann sich heute eh jeder selbst ein Bild machen. Hört und verzweifelt! Hoch die Daumen für dieses tolle und originelle Old School-Album!