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1994 - was fuer ein Jahr! Symphony X und Machine Head (zum Review) veröffentlichen ihre Debut-Alben. Die Kyuss Wüstensöhne lernen mit "Welcome to Sky Valley" (Zum Review) jedem Kojoten das Fürchten. Über die Filmleinwand flimmern Forrest Gump und Speed, Bill Clintons erste Amtszeit hat gerade erst begonnen, und das Internet war kurz davor kommerziell zu explodieren und seinen weltweiten Siegeszug anzutreten.
Und dann, am Anfang des noch jungen Jahres, bricht über den Metal-Geeichten Hörer Soundgardens in Klang gegossene Depression herein. Ganze Heerscharen von begeisterten Hörern begeben sich mit Chris Cornell, Drummer Matt Cameron, Bassist Ben Shepherd, und Gitarrist Kim Thayil in kollektive Psychotherapie. Experimentierfreudig stürzten sich Soundgarden nach ihrem Hammeralbum "Badmotorfinger" aus dem Jahre 1991 in die Produktion des Nachfolgers. "Superunknown" war Soundgardens viertes Album und für einen Grammy in der Kategorie Bestes Rock-Album nominiert. Tatsächlich wurden dann die Titel "Spoonman" und "Black Hole Sun" mit Grammys geadelt. Es sollte das kommerziell erfolgreichste der Band überhaupt werden. Mit mehr als 70 Minuten Spielzeit ist "Superunknown" ein gewaltiger Batzen Musik. Das verstörende Cover-Artwork harmoniert perfekt mit der oftmals bleiernen Schwere der Musik. Das Motiv stellt eine verzerrte Fotografie der Bandmitglieder über einem, auf den Kopf gestellten brennenden Wald dar. Beim Albumtitel selbst ließ sich Chris Cornell von einer Fehlinterpretation inspirieren, als er den Titel eines als Superclown betitelten Videos falsch las. Produziert wurde das Album von Michael Beinhorn der bereits bei Klassikern wie "Mother's Milk" von den Red Hot Chili Peppers oder Herbie Hancocks "Future Shock" die Finger am Regler hatte. "Superunknown" wälzt sich zäh wie Lava aus den Boxen. Die Musik ist eine einzige Litanei voll verstörter Menschen und deprimierter Seelen. Bereits die ersten drei Nummern "Let Me Drown", "My Wave" und "Fell on Black Days" brechen, einer Urgewalt gleich, tonnenschwer durch die Boxen. Quer durch das Album zieht sich eine beklemmende Grundstimmung, die den Hörer nicht mehr loslassen will. So ist zum Beispiel "Mailman" die Lebens-Chronik eines frustrierten Menschen, eines Niemand, der jeden Augenblick ausrasten könnte. "The Day I Tried to Live" persifliert die zum Scheitern verurteilten Versuche der Menschen, ihre Lebensumstände angesichts monotoner Lebensroutinen ändern zu wollen. Bei "Spoonman" wiederrum ließ man sich von "Artis the Spoonman", einem Straßenkünstler aus Seattle inspirieren. Es lohnt, einmal den Namen in "youtube" einzugeben. Der Titel selbst geht aber auf den Pearl Jam Basser Jeff Ament zurück, der für den Film Singles eine fiktive Liste von Songs der im Film vorkommenden Band erstellte. Cornell machte es sich zum Sport, oder einfach einen Spaß daraus, aus diesen fiktiven Songtiteln auch tatsächliche Nummern zu zaubern. ... und dann ist da natürlich "Black Hole Sun". Der Smash-Hit des Albums, mit einem der vielleicht abgedrehtesten, absurdesten und wahrscheinlich gerade deshalb genialsten Texte der Musikgeschichte. Angeblich in nur 15 Minuten! geschrieben, führte "Black Hole Sun" die Charts in den USA insgesamt sieben Wochen lang an. Komponiert auf einer Gretsch Gitarre, glaubte Cornell ursprünglich, dass die Band den Song nicht sonderlich mögen würde. Geworden ist es dann jedoch der Sommerhit des Jahres 1994. Was die Nummer so einzigartig macht, ist die Verwendung eines Leslie Lautsprechers, ganz in alter Beatles Manier, der der Nummer ihre ganz eigene Note verpasste, wie Gitarrist Kim Thayil feststellte. Auf "Black Hole Sun" katapultiert Cornell den Hörer, nicht zuletzt aufgrund der abgedrehten Lyrics, in eine surreale Traumlandschaft. Wie er selbst einmal in einem Interview erklärte, spielte er mit dem Text nur um der Worte willen: "Der Refrain ist schön und leicht zu merken. Darüber hinaus muss ich sagen, dass der Text im Nachhinein kaum Sinn für mich gemacht hat. Ich war nur komplett in die Musik eingetaucht und malte mit den Worten ein Bild. Es gab kein bestimmtes Konzept oder Idee, die ich hätte transportieren wollen", so Cornell. Allen Leuten, die in dem Song eine positive Grundstimmung sehen wollten, widersprach Cornell entschieden: "Niemand scheint das zu verstehen, aber "Black Hole Sun" ist tieftraurig. Nur weil die Melodie schön ist, glaubt jeder es sei ein heiterer Song, aber das ist lächerlich". Wie dem auch sei, der Songtitel könnte unter Umständen auf eine Skulptur des amerikanisch-japanischen Bildhauers und Landschaftsarchitekten Isamu Noguchi zurückzuführen sein, dessen Skulptur Black Sun (1969) im Volunteer Park in Seattle steht. Dank origineller Arrangements, abwechslungsreicher Rhythmen und des melancholischen Songwritings gelang es Soundgarden auf ihrem vierten Album jedem Klischee großräumig auszuweichen. Auch versuchten sich die Jungs aus Seattle erfolgreich an unterschiedlichen Gitarrenstimmungen, unter denen die Dropped-D-Stimmung noch die konservativste war. "My Wave" und "The Day I Tried to Live+ wurden beispielsweise in einer E-E-B-B-B-E Stimmung eingespielt und hoben die Nummern dadurch auf eine gänzlich andere Ebene. Aufgenommen wurde "Superunknown" übrigens zwischen Juli 1993 und September 1993 im Bad Animals Studio in Seattle. Produzent Beinhorn, bekannt für seine Obsession mit Sounds, dürfte die Band bei der Produktion zeitweise bis an die Schmerzgrenze gefordert haben. Chris Cornell sagte einmal in einem Interview, dass Beinhorns Besessenheit mit Sounds schon beinahe etwas "anales" hatte und die Band oftmals richtiggehend genervt von seiner Manie war. Den Ansatz, den Beinhorn dabei verfolgte, war zuerst die Rhythmustracks eines Songs aufzunehmen, und dann den "Rest". Hatte Beinhorn endlich den Sound gefunden, mit dem er aufnehmen wollte, konnte die Band den Song schon nicht mehr hören, erinnert sich Cornell an den mühsamen Entstehungsprozess. Beim nächsten Song ging das Spiel wieder von vorne los. Kein Wunder, dass man sich während der Aufnahmen eine kurze Auszeit für eine Mini-Tour mit Neil Young nahm, und froh darüber war, für eine kurze Zeit den Studiohallen entfliehen zu können. "Superunknown" wurde am 8. März 1994 veröffentlicht. Soundgarden gelang mit ihrem vierten Album der große kommerzielle Durchbruch. Das Album stieg bei seiner Veröffentlichung auf Platz eins der Billboard 200 Charts ein. Nur einen Monat später, am 8. April, sollte sich Kurt Cobain das Leben nehmen. Kobains Tod läutete eine musikalische Zeitenwende ein, zu der "Superunknown" den Soundtrack lieferte. Abschließend bleibt zu vermerken, dass der Rummel rund um das Grunge-Phänomen in den Neunziger Jahren ein beliebtes Angriffsziel von Musik-Kritikern und Fans zugleich war. Gelang es doch der Musikindustrie einen Hype sondergleichen zu produzieren und diesen äußerst erfolgreich zu vermarkten. In atemberaubender Geschwindigkeit wurde eine anfangs noch überschaubare Szene kommerzialisiert. Industrie und Medien rissen sich regelrecht um Musiker aus Seattle. Es schien, als würde ein jeder der Anfang der Neunziger in Seattle eine Gitarre halten konnte und ein Flanellhemd trug vom Stand weg mit einem Major-Plattendeal altersversorgt. Umso erstaunlicher, welch musikalische Meisterleistung in diesem Umfeld Soundgarden erbracht haben. Gemeinsam mit Alice In Chains konnten sich Soundgarden, im Gegensatz zu manch anderen Exponenten der Grunge-Welle, ihren Metal-Einfluss bewahren und diesen sogar weiterentwickeln. "Superunknown" ist ein Beispiel dafür, welch fantastische Perlen die erste Hälfte der Neunziger musikalisch zutage fördern konnte. Es ist nicht alles Gold auf dem Album und nicht alle Tracks können gleichermaßen überzeugen. Trotzdem sind genügend außergewöhnliche Kompositionen auf der Platte, um sie zu einem musikalischen Zeitdokument einer wichtigen Periode der Musikgeschichte zu machen. Mit "Superunknown" erschlossen Soundgarden definitiv neue musikalische Ufer. Ungeachtet der dunklen Grundstimmung des Albums hat "Superunknown" etwas Berauschendes, das den Hörer gefangen nimmt und dank seiner schleifenden, bleischweren Melodien nicht mehr loslässt. Das Album ist eine außergewöhnliche musikalische Melange aus Breitwand-Balladen, psychedelischen Obertönen und einem Hauch orientalischer Harmonien. Es genügt, einfach nur den Namen eines der oben genannten Songs zu nennen um die innere Jukebox anzuwerfen. Zweifelsfrei ein Höhepunkt der Grunge-Welle. Ein Album von erhabener Größe und ein zeitloses Stück Rockgeschichte. Trackliste
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Reviews
21.11.2012: King Animal (Review)News
19.05.2017: Chris Cornell tot in Hotelzimmer gefunden. RIP!01.07.2016: Werkeln länger schon im Studio 29.01.2013: Zeigen uns den "By Crooked Steps" Clip. 10.11.2012: Endlich: Der "Been Away Too Long" Videoclip. 09.11.2012: "Been Away Too Long" Videoteaser. 06.11.2012: Mit neuem Song 17.09.2012: Erster "King Animal" Trailer. 04.05.2012: "Life to Rise" Clip zum "The Avengers" Movie. 05.04.2012: Erster Song seit Ewigkeit für Avenger OST online. 05.08.2010: Comeback mit dicken Compilations 10.01.2010: Waren die Reunionsgerüchte ein fake? 06.01.2010: Re-union!!! 01.01.2010: Reunion in Bälde? 17.04.2009: Kommt die Reunion wirklich? |
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