Mit den Finnen von
Stargazery betreten unsre Freunde von
Pure Steel Records wieder mal das Feld des melodischen Metals, und für Liebhaber des Genres dürfte
"Eye On The Sky" durchaus sättigende Nahrung im Gepäck haben. Dass die Suomi Melodiefetischisten dabei wie eine wild gewordene Horde Heuschrecken über die bereits mehrfach beackerten Felder wüten, stört nur am Rande. Vielmehr
schaffen es Stargazery relativ gekonnt, sich der wohlschmeckenden Zutaten aus drei Epochen melodischen Hard Rocks und Metals zu bedienen, um dabei den Bogen von
Rainbow und den
Scorpions bis zu
Stratovarius, von
Malmsteen zu den
Pretty Maids, oder
Sonata Arctica,
Falconer und
Hammerfall zu spannen. All das gesammelte Potential wird dann auch wirklich kompakt und zielsicher gebündelt, und man muss einfach eingestehen, dass die Finnen – nebst dem netten
"Headless Cross" Cover – aus all den Vorgaben und Zitaten ihrer Idole
neun astreine Melodic Hits gebastelt haben.
Besser gut geklaut, als schlecht selber gemacht! Wir kennen genügend Beispiele, die das nicht schaffen und selbst daran scheitern, ihren Idolen nachzueifern. Dafür benötigt man aber auch das technisch versierte Personal, und auch hier haben
Stagazery wirklich was zu bieten. Neben
Burning Point Tieftöner Peter Ahonen haben die Skandinavier
einen Frontman im Aufgebot, mit dem man die Schlacht am Melodic Rock/Metal Buffet nur schwer verlieren kann. Ex-
MSG Shouter Jari Tiaura hat nicht nur eine sensationelle Stimme, sondern kann sich auch den verschiedensten Songs perfekt anpassen und ist mit seinem variablen Organ einer der Garanten dafür, dass
"Eye On The Sky" trotz seiner „kreativen Ungefährlichkeit“ nicht Gefahr läuft, zu langweilen. Wer sich selbst ein Bild von dieser transparent produzierten Scheibe machen will, höre den Ohrwurm
"Jester Of Kings", ein hart riffendes
"Puppet On A String", oder das superbe
"I am the Night". Solche Momente sind
deutliche Lichtblicke in einem Genre, in dem die Masse die Klasse schon längst überschattet. Dabei konzentrieren sich
Stargazery auf ihre Songs, deren Eingängigkeit und deren Würze. Natürlich bringen sie dabei auch einige virtuose Instrumentalabfahrten ebenso unter einen wohltuenden Hut, wie bombastische Arrangements und hartes Riffing. All das passiert aber unaufdringlich, und ohne den Konsumenten dazu zu bewegen, die altbekannte Skip-Taste zu drücken. Dass es bei all der geballten Ladung, beim kollektiven Nacheifern großer Idole stellenweise auch etwas platt agiert wird, tut der Sache keinen Abbruch. Spätestens wenn einen der fette Refrain von
"How Many Miles" ganz tief in die Knie zwingt, überwiegt (trotz der deutlichen
Savatage Keyboards) am Ende der Reise die Freude über einen verdammt guten Song, über
ein verdammt starkes Melodic Album, das Power Metal Fans ebenso für sich gewinnen sollte, wie Melodic Rock Freaks, und dabei gottlob ohne ein Übermaß an Kitsch auskommt!
Was lamentier ich hier eigentlich? Gelobte und geliebte Bands unsrer Zeit haben auch wenig Hehl daraus gemacht, wer ihre Vorbilder sind. Auch sie wurden manchmal dafür gescholten, alte Ideen aufzugreifen. Aber wen interessiert es heute? Wer sich nicht daran stört, dass
"Eye On The Sky" wenig Ecken und Kanten, und auch wenig eigene Ideen zu bieten hat, der soll sich um das
Stargazery Debüt bemühen.
Dann bekommt er eine
verdammt starke Melodic Metal Scheibe mit einigen herausragenden Hits geliefert, die den letzten Outputs einiger der genannten Größen um Längen voraus ist. Nicht mehr und nicht weniger!
Für Genre Freaks besteht Kaufpflicht!