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8.0
Graveyard = Retro maximal. Die vier überzeugten Bartträger aus Göteborg atmen den Sound der auslaufenden Sechziger und frühen Siebziger in einer Art und Weise, die ihres gleichen vergeblich sucht. Bemerkenswert ist da noch das Signing: denn wer hätte nur geahnt, dass der süddeutsche Indipendent Riese Nuclear Blast solch eine, dem modernen Zeitgeist den Stinkefinger entgegen streckende Kapelle unter seine Fittiche nimmt?
Das zweite Langeisen "Hisingen Blues" wird zeigen, ob dieser Schachzug in Donzdorf programmgemäß aufgeht. Die Einflüsse reichen hier von Ten Years After über Free bis zu den legendären Led Zeppelin (und etlichen anderen Pionieren aus der Flower Power Epoche). Letztere sind vor allem deshalb vor dem geistigen Auge präsent, weil die Stimme Joakim Nilsson's der von Robert Plant verdammt ähnlich ist. Spontan, herzhaft und frisch klingen die zehn, alles andere als überproduzierten Stücke – im Gegenteil: jeder Ton wurde analog aufgenommen. Wenn hier irgendetwas digital war, dann höchstens das Display der Espresso Maschine des Studiobetreibers. Transistor-Sound und ähnliches kommt im Vokabular von Graveyard somit nicht vor, es lebe die Röhre! Der kauzig-erdige Stil trieft nur noch aus jeder Pore und in sämtlichen Sequenzen wird man das starke Gefühl einfach nicht los, dass die erst 2000 gegründeten Graveyard nahtlos in das legendäre Woodstock Billing zwischen Janis Joplin, Joe Cocker und weiß Gott wem gepasst hätten. Aber auch die Songs gehen auf "Hisingen Blues" schwer in Ordnung. "Ain’t To Fit Here" bewährt sich z. B. als bissig-treibender Grußapell, "No Good, No Holden" hat was beschwörend-reizvolles an sich und die Hitsingle "Hisingen Blues" trifft sowieso voll und ganz ins Schwarze. Erwähnenswert auch die herrliche, atmosphärische Hommage an Ennio Morricone in Form von "Longing": das ist der verspätete OST eines Italo Western Klassikers, wie man ihn anno 2011 niemals besser in Szene setzen hätte können! Die Attribute Unbeschwertheit und Coolness darf sich die Truppe eigentlich über die volle Distanz dran heften, denn spätestens dann, wenn die Halbballade "The Siren" durch die Boxen wabbert, werden die letzten Zweifler sich dem Charme von Graveyard ergeben müssen. Hier stimmt das Gesamtprodukt auf allen Ebenen: angefangen vom Image (Schlaghosen, Langkragenhemden und Co.) über das stylische Artwork/Booklet-Design und den Songs (ebenso das Psychedelic/Stoner Rock Genre wird mitbedient!) bis zur angesprochenen, organischen Produktion. Auf sterile Perfektion wird hochkantig verzichtet, dafür umso mehr Wert auf Feeeeling gelegt. Leute, die von der zunehmenden Seuche namens seelenloser Musik zwischendurch oder endgültig die Schnauze voll haben und im selben Atemzug ehrliche, handgemachte Kunst zu schätzen wissen, kommen an dieser reizvollen CD fast nicht vorbei. Trackliste
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