Nicht erst seit
Behemoth's Frühwerken oder dem wundervollen
Riverside Debüt wissen wir, dass es in Polen eine fruchtbare Szene gibt, welche die ein oder andere Perle zum Vorschein bringt, der es gilt, verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Bei
Searching For Calm handelt es ich um eine fünfköpfige Truppe aus Sosnowiec, deren Ausrichtung man getrost in die Indipendent/Alternative/Postpunk Schublade stecken darf.
Hier muss sich der Konsument den Weg zur Zugänglichkeit erkämpfen und frei schaufeln, der sogenannte Hit schlummert hinter einem Trümmerhaufen von Breaks, schrägen Richtungs- bzw. plötzlichen Stimmungswechseln, sofern er überhaupt existiert. Einflüsse lassen sich sowohl von
At The Drive In (und somit auch
The Mars Volta),
Rage Against The Machine,
Dredg,
Primus oder sogar
The Cure heraus filtern - Insider riechen vielleicht schon den suspekten Braten. Die letztgenannten 80er Gruftrocker schlagen sich vor allem bei den variantenreichen Vocals des Michael Maslak und ganz speziell bei der - man lese und staune - durchaus Radio-tauglichen Drittnummer
"Follow" nieder. Gut gewappnet für diese Achterbahnfahrt sollte der Hörer ansonsten sein, denn
"Celestial Greetings" versprüht eine Form von innerer Zerissenheit, deren äußeren Pole innerhalb des Songs als auch im Kontext der ganzen Scheibe wahrzunehmen sind. Stets aneckend, aufmüpfig und schwerer zu hüten als ein Sack hoch trächtiger Flöhe. Und dennoch: Ein fragiles
"Celestial" kann dann unterm Strich genau so punkten wie der zunächst irreführende, nichts als Hektik suggerierende Opener
"Screen".
Nähme man das Coverartwork als Metapher, so will das erschallend eckige so ganz und gar nicht zum Runden geformt werden. Somit lässt sich
"Celestial Greetings" auch nicht ohne weiters in einfache geometrische Formeln einfügen, geschweige irgendwie verbiegen. Schon befremdend, was hier auf den 52 Minuten abgeht, und doch gewissermaßen reizvoll, kurz:
es lebe die Dissonanz. Weitere Anspieltipps:
"Transformation",
"Splendid View",
"Consensus".