Für einen „80ies Junkie“ wie mich sind die Business-Verantwortlichen von Eönian Records aus Indianapolis eine der wahren Helden der musikalischen Gegenwart, in der Gewinnmaximierung um jeden Preis das oberste Credo einer geschäftlichen Tätigkeit – nicht nur im Musikgeschäft - zu sein scheint. Massig Geld verdienen wird dieses einzigartige Label, das in regelmäßigen Abständen unentdeckte 80ies Glam-/Sleaze-/Hardrock-Kapellen an die Öffentlichkeit bringt, die zumeist auch in den Blütezeiten dieses Genres kein offizielles Release geschafft haben, garantiert nicht. Wahrscheinlich reicht es gerade mal zum berühmten „Gulasch und ein Bier am Wochenend“, das die Herrschaften von den paar Tausend Raritätensammlern dieser Welt finanziert bekommen. Aber nichtsdestotrotz ist dieser vorbildliche Idealismus, mit der dieses Label charmante Underground-Perlen wie in diesem Falle
Wanted - ebenfalls aus Indianapolis stammend – sozusagen posthum „ehrt“, schlicht und einfach bemerkenswert.
Wanted, das eben angesprochene US-Quintett, das sich ziemlich erdig tönenden Sleaze Rock auf die Fahnen geschrieben hat und soundtechnisch ganz grob als eine Mischung aus frühen
Skid Row und
Steelheart bezeichnet werden könnte, stand in den Jahren 1989/1990 kurz vor dem großen Durchbruch. Die zwei namhaften Geffen-Scouts Tom Zutaut und Vicky Hamilton ließen die Herrschaften in die inzwischen legendären Cherokee-Studios nach Hollywood einfliegen, um in der Folge nach nur zwei aufgenommenen Tracks und ein paar Support-Gigs für
Enuff Z’Nuff und
Bad English aufgrund Dissonanzen zwischen dem Label und dem Management der Band wieder den Stecker aus dem Major-Deal von
Wanted bei Geffen zu ziehen. Damit war die Luft aus der Band raus und
Wanted gingen wie schon so viele Truppen vor und auch nach ihnen in die ewigen Band-Jagdgründe ein.
Mit
"Too Hot To Handle" gibt’s nun zumindest ein zählbares Sounddokument dieser Band zu erstehen und – wie bereits gesagt – für Raritätensammler ganz sicher eine Überlegung wert. Natürlich ist die Soundqualität der 7 enthaltenen Studio-Tracks nicht 2011-kompatibel, ohne Zweifel klingen die – ebenso 7 an der Zahl – Live-Aufnahmen zum Teil so, als hätte man einen Kassettenrecorder in einen Proberaum gestellt und ganz klar wird auch schon nach dem ersten Durchlauf dieser Scheibe, dass
Wanted zwar durchaus locker-flockige Songs zu schreiben im Stande waren – echtes Hitpotenzial aber so gut wie keines aufzuweisen hatte. Ebenso klar auch, dass ich diesem Album in unserer Notenskala definitiv nicht mehr als 6 Punkte verleihen kann.
Aber um das geht’s hier gar nicht. Schönwetter-Fans und Hit-Fetischisten sollen von
"Too Hot To Handle" ja gar nicht angesprochen werden. Wie bereits erwähnt, sind Sammler und Nostalgiker wie ich die Zielgruppe dieses charmanten Release und wer auch immer sich ebenfalls zu dieser Gattung zählt, der kann bei
Wanted trotz der gezeigten Defizite zugreifen.
Wanted -
"Be Still My Heart"