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"Früher war alles besser, früher war alles gut…"
Wir wollen dieses Classic Review mit einem Satz aus der großen Discographie der Düsseldorfer beginnen. Einem Satz, der – obwohl sie bis heute gute Alben veröffentlichen - auch auf ihre eigene Geschichte zutrifft. Ich habe lange überlegt, ob ein Die Toten Hosen Review in unsre Klassiker-Abteilung wandern müsste. Gerade heute jedoch, wo ich mir seit Ewigkeiten wieder einige Scheiben der Deutschen einverleibt habe, hat sich mein Entschluss bestärkt. Es kam eben nicht von Ungefähr, dass Alben wie "Auf dem Kreuzzug ins Glück", "Ein kleines bisschen Horrorschau" oder das großartige Livedokument "Bis zum bitteren Ende" jahrelang zu Dauergästen meiner Playlist wurden. Sie waren und sind einfach zu gut, um sie zu tolerieren und genau deshalb wollen wir uns heute auch mit einer der Sternstunden der Toten Hosen befassen… Im Jahre 1993 holten die, im Jahre 1981 in einer Düsseldorfer Garage gegründeten, Die Toten Hosen zu ihrer nächsten Großtat aus. Die chaotischen Zeiten von anarchischen Straßenschlachten, Haubesetzungen, der Verwüstung von Plattenläden und Auftrittsverboten waren vorbei. Die Band war etabliert und erwachsen geworden, hatte sich von der rotzigen Punkt Truppe zu einer musikalisch reifen Rock Band entwickelt. Die Wurzeln wurden aber nie verleugnet, das Charsima und die Attitüde der Hosen blieb glaubwürdig, und "Kauf Mich!" wurde (nach einer notwendigen Kreativitätspause in der die Jungs auch ihren Drogenkonsum in den Griff bekommen sollten) nicht nur musikalisch zu einem absoluten Volltreffer. Ein Seitenhieb auf die Dummheit, die Unmündigkeit und die so leicht fernzusteuernde Mentalität der Menschen unserer Zeit und ihrer immer wahnwitziger werdenden Konsumgesellschaft ist es geworden, dieses so clever und zweideutig verpackte Stück Musik. Ein Statement unserer scheinbar heilen Welt, ein Manifest der Soziopathie und dennoch ein mit Augenzwinkern und erhobenem Zeigefinger versehener Fingerzeig auf all die morbiden Gedanken und die grenzwertigen Individuen, die neben uns allen unentdeckt und im Saubermannkostüm an der Supermarktkasse stehen. "Kauf Mich!" ist die perfekte Mischung aus hemmungsloser Deutsch Punk Attitüde und geistreich kritischen Texten von perversen Pädophilen, zu hirnlosen Nazis, bis zum ausufernden Beziehungswahnsinn mit all seinen Aggressionen und Brutalitäten und persönlichen Abgründen. All diese genannten Themen sind textlich wie auch musikalisch großartig eingefangen und mit Witz, Charme und Intellekt auf den Punkt gebracht, ohne platt und aufgesetzt zu klingen. Nie zuvor haben die Toten Hosen so abwechslungsreich und vielschichtig geklungen. Von der flotten Punk Hymne, bis zum Midtempo Rock Song mit Niveau und der akustisch gehaltenen Ballade ist hier alles dabei was den Sound der besten Deutsch-Punk Kapelle ausmacht. Ob "Kauf Mich!" nun das beste Hosen Album ist, kann ich nicht beschwören. Fünf Jahre nach dem Meisterwerk der Alex’schen "Clockwork Orange" Sozialstudie und kurz nach dem etwas zu lang geratenen "Kreuzzug…" Doppeldecker war es aber wohl das musikalisch reifste und facettenreichste Album der Düsseldorfer und gleichzeitig auch das treffsicherste in Sachen Hitpotential. Humor und bitterer Ernst, fieser Sarkasmus, Ironie, Nachdenklichkeit und derbe Sozialkritik gingen Hand in Hand und es fällt noch heute schwer die Highlights von "Kauf Mich!" zu nennen. Für Songs wie "Willkommen in Deutschland", die Weltverbesserungshymne "Wünsch dir was", die romantisch tiefschwarze und grenzmorbide Ballade "Alles Aus Liebe", das harsche "Hot-Clip-Video-Club", den passenderweise in harmloses Denkapparatamputations-Volkslied Soundkleid verpackten "Sascha" (hirnloses Mitklatschen leicht gemacht), oder die nachdenklichen Momente wie "Gewissen" und "Mein größter Feind", muss man Die Toten Hosen aber einfach schätzen und lieben. Genau diese Songs sind auch der beste Beweis dafür, dass man auch in den späten 80ern und frühen 90er Jahren beinharter Metalfan sein, und dennoch die Hosen lieben konnte. Vor Allem weil sie - im Gegensatz zu den zeitlebens bis auf wenige helle Momente in der Frühzeit immer am Rande zur Unsympathie und Schlagerparade pendelnden Ärzte - kantig und druckvoll in ihre Instrumente wichsten, metallische Riffs neben typische Punk Rhythmen stellten und vor allem live immer voll auf die Zwölf gingen. Es mag heutzutage vielleicht uncool und fast schon provinziell sein, die Toten Hosen und vor allem deren frühe Werke zu huldigen. Ich für meinen Teil finde jedoch, dass vor allem die im Laufe dieses Reviews genannten Alben absolut zeitlose, ehrliche und wertvolle Stück deutscher Musikgeschichte sind. Dafür haben die Hosen bei mir noch heute einen Stein im Brett und da ist mir auch total egal, ob mittlerweile jede Hausfrau und jeder Bauerntölpel im Suff zu den Songs der Düsseldorfer brüllt. Denn im Grunde waren sind und bleiben die Toten Hosen eines: Der Inbegriff für aussagekräftigen und mitreisenden Deutsch Punk und eine völlig bodenständige Gitarren Rock Band. Eine Band um einen unbeugsamen und intelligenten Frontmann, die trotz ihres großen Erfolges in all ihrem Tun bis heute glaubwürdig, authentisch und sympathisch geblieben ist! Die Toten Hosen waren und sind sicher keine Virtuosen. Aber sie sind gute Musiker, die Songs schreiben können und Hymnen für eine Generation jugendlicher Rockfans geschaffen haben, die auch gern mal ihr Hirn mit auf die Reise durch eine durchzechte Nacht genommen haben… Trackliste
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