"Fighting For The Earth" ist ganz klar eine DER US-Metal-Referenzscheiben. 1985 war ja bekanntlich das Jahr, in welchem
Savatage "Power Of The Night",
Wasp "The Last Command",
Omen "Warning Of Danger" und
Malice "In The Beginning" veröffentlicht und somit den greifbaren Siegeszug der gesamten US Metal Szene mustergültig vorbereitet hatten. Und es war auch jenes, in dem der kalte Krieg seinem vorläufigen Höhepunkt entgegen steuerte. Symptomatisch möchte man fast glauben, hatten die fünf Warriors aus dem sonnigen Kalifornien den Puls dieser Epoche wie kaum eine andere Band gefühlt und in ihre Kompositionen einfließen lassen. Dies und auch der optische Aufputz in maßgeschneiderten Lederkostümen waren für 10 Records (Atlantic) vermutlich Anlass genug, dem Fünfer neben Größen wie
Gary Moore oder
Manowar einen Major Deal unter die Nase zu halten, der allerdings nie in die Verlängerung ging.
In Gegenwart solch eines Wonnepropens muss man sich einmal mehr ernsthaft fragen: wieso und weshalb? Wie
Dokken oder
Ratt hätten ebenso Bandleader/Gitarrist Joe Floyd und seine sattelfesten Krieger nämlich das Werkzeug dazu gehabt, mächtig durchzustarten, zumindest bis zum Grunge-Zeitalter Anfang der Neunziger. Wie auch immer: es hat nicht sollen sein.
Warrior vermochten damals nicht nur meisterliche Kompositionen aus ihrer Feder zu kitzeln. Mit einem der ausdrucksstärksten Sänger jener Zeit, einem gewissen Parramore MyCarty (der später noch dem Saitenakrobaten Steve Stevens/
Atomic Playboys zur Seite stehen wird), hätte ohnehin nicht viel schief gehen können. Wenn spielerische Kompetenz und außergewöhnliches Gespür in sich komplett verschmelzen, kommen im Normalfall (fast immer) Songs mit Langzeit- und Tiefenwirkung raus. Diese Fusion trat bei
"Fighting For The Earth" hochgradig ein.
Retrospektive werden Kaliber wie
Judas Priest,
Keel und
Malice als Spiegel für den
Warrior Sound in den Mund genommen, was man schon so stehen lassen kann, jedoch hatten die fünf eine mehr wie wegweisende Visitenkarte hinterlassen, die man nicht leichtfertig verwechseln darf. Auch die für damalige Verhältnisse satte Produktion, welche die Gruppe in Kooperation mit Doug Rider ausgebrütet hat, bietet – wie soll es auch anders sein - Achtzigerflair bis zum kollektiven Abwinken.
Die komplette Scheibe ist wahrlich ein dicht gebündeltes Konglomerat aus Killerriffs, einprägsamen Hooklines und einer umwerfenden Vocal-Performance (die nicht selten an den Mountainking Jon Oliva von
Savatage erinnert!). Kracher wie der sich tief in die Hirnrinde ein fräsende Titeltrack, das nicht weniger verzückende
"Only The Strong The Survive", das eingängig-drückende
"Ruler" und das flotte
"Mind Over Matter" machen alleine die erste Seite von
"Fighting For The Earth" zur vorzeitigen US Metal Pflichtübung. Doch will man die Tracks der zweiten Seite, unter anderem das düstere und äußerst harte
"Day Of The Evil (Beware)" oder das rockige
"Welcome Aboard" am Ende genauso wenig unter den berühmten Tisch kehren. Und ebenso die Halbballade
"Cold Fire", die später einem Projekt von Floyd und ex-
Megadeth Drummer Nick Menza den Namen geben wird, kann sich 27 Lenze später absolut hören lassen. Auch wenn ihr es nicht mehr hören bzw. lesen könnt: das ist einmal mehr jener prickelnder Stoff, von dem Nostalgieschwärmer in zehn oder zwanzig Jahren noch zehren werden.
Selbst wenn ganze 13 Jahre ins Land zogen, bis
Warrior endlich einen Zweitling aus den Kohlen holen konnten: das inzwischen schon vergriffene
"Ancient Future" Album – übrigens das letzte mit Shouter MyCarty – ist, wenn auch dementsprechend moderner gekleidet, keinen Deut schlechter als
"Fighting For The Earth", was angesichts der damaligen Reunionflut als wohltuende Ausnahme zu werten ist.
“We Aaaarrrreee .......Fighting for The Earth“