Gegründet anno 1980 in Los Angeles heben sich
Crisis bald deutlich von ihren musikalischen Mitstreitern
Ratt,
Mötley Crue oder
Quiet Riot ab. Nicht die Rolling Stones, T. Rex oder Cheap Trick sind ihre Vorbilder, sondern
Rory Gallagher, Motorhead und Raven sowie einige der Punkacts der frühen 80er. Kein Wunder, dass ihr 1984 auf dem englischen Bullet Records-Label erscheinende Debütalbum
"Armed To The Teeth" eher nach einer rauen NWOBHM-Band klingt, denn nach US-Metal.
Rau, laut und dreckig poltern die eingängigen Dreieinhalb-Minuten-Attacken aus den Boxen. Hier gibt es
keine Schnörkel, keine schicken Harmoniegitarrenparts oder gar Breaks und Tempiwechsel. Wie eine Hinterhofschlampe, die mit ihrem Hintern auf einer Reichenauer Mülltonne sitzend, beglückt wird, erreichen die bodenständigen Gossenlyrik- Pöbeleien pünktlich nach 30 Sekunden ihren Höhepunkt in Form sich wiederholender Wortfetzen, Chorus genannt.
Die Zutaten ähneln also denen, mit denen auch die New Yorker Semi-Legenden
S.A. Adams oder
The Rods ihre Soundsuppe würzen. Nur an deren Klasse reichen
Crisis nie und nimmer heran. Und da liegt auch der Hund begraben. So charmant räudig die Chose auch klingt,
spätestens nach fünf Songs wird es einfach langweilig. Auch auf dem zweiten, nie in Europa erschienenem Album
"Kick It Out" ergehen sich die Kalifornier in ständiger Wiederholung der ewig gleichen Strukturen. Was bei
Motörhead funktioniert, geht hier mangels Charisma schief. Auf der zweiten CD, die über 50 Minuten unveröffentlichtes Material enthält, geht man dann zwar deutlich differenzierter zu Werke, richtig gut wird es aber leider nie.
Laut und begeistert ist halt manchmal zu wenig. Und nur weil alle Zutaten für eine wahre 80er Metal-Legende vorhanden sind,
ist die songschreiberische Qualität bei Crisis einfach nicht vorhanden. Bei ein paar Bier macht das ganze noch eine Weile Spaß, aber angesichts der vielen monatlich erscheinenden Hämmern ein verzichtbares Vergnügen. Bravo trotzdem an das famose Shadow Kingdom-Label, das mit gnadenloser Konsequenz auch Heavy Metal-Drittligisten ein superfettes Booklet inklusive vielen Bildern, Bandstory und zwei randvolle Silberlinge spendiert. Wenn nur der Inhalt musikalisch besser wäre…