Dass nicht alles Milch und Honig ist, was in schwedischen Musikgewässern den Bach runter fließt, untermauert die AOR-Truppe Houston mit ihrem gleichnamigen Debütalbum. Dass AOR grundsätzlich eine feine Sache sein kann, demonstrieren Allzeitgrößen wie Journey oder die Herren Stan Bush und Terry Brock - um hier nur einige wenige beim Namen zu nennen – auch noch mit ihren gegenwärtigen Veröffentlichungen (man klicke hier, hier oder auch hier) eindrucksvoll. Wenn die Chose aber dermaßen altbacken, kitschbeladen und schmeichelweich präsentiert wird wie auf den 10 Songs dieser Scheibe, wird der schmale Grat zwischen traumhaft schön und purer Fadesse – auf dem AOR-Bands grundsätzlich ohnedies ständig balancieren – für die Kreativköpfe der Band namens Freddie Allen und Hampus Erix leider mehrmals zum todbringenden Abgrund.

Die Songs sind grundsätzlich absolut in Ordnung, zum Teil sogar wirklich hervorragend ("I’m Alive", "Give Me Back My Heart", "Misery"), haben überwiegend wunderbare, wenngleich auch tausendfach gehörte Gesangslinien, kratzen aber so unverhohlen an der weit offenen Tür zum englischsprachigen Schlager, dass die Platte für Leute, die sich nicht gerade in den ersten 24 Stunden einer neuen Liebesbeziehung befinden, spätestens nach 20 Minuten nicht mehr auszuhalten ist. Sogar Commercials für Zuckerwatte, Luftballons oder Abschminkpads rocken in der Regel härter und haben weniger schwülstige Keyboards zu bieten als die akustischen Faserschmeichler dieser CD. Und glaubt mir, diese Aussage kommt von jemandem, dem die Keyboards grundsätzlich gar nicht old schoolig und 80ies-mäßig genug sein können.

Fazit: AOR-Anhänger, die der Baywatch-Soundtrack-Charakter von Houston nicht stört, können trotz meiner Bedenken aufgrund der kompositorischen Stärken bei diesem Album bedenkenlos zuschlagen. Leuten, denen die enorme Kitsch-Dosis dieser Band jedoch ebenfalls eher sauer aufstößt – denen muss ich ganz klar raten – Finger weg.

Houston - "Hold On"