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8.0
Knapp 30 Jahre sind vergangen, seit Bad Religion ihre Debut-EP auf dem bandeigenen Label Epitaph veröffentlichten und in den folgenden Jahren zur wohl wichtigsten Punk-Band aufstiegen. Nun steht mit "The Dissent of Man" Album No. 15 vor der Tür und einige wenige werden sich wieder die Frage stellen, ob Bad Religion diesmal etwas ganz Neues fabriziert haben. Und wie sollte es auch sein – auf dem neuen Album zeigt die Band um Gregg Graffin und Brett Gurewitz natürlich NICHT, wie man musikalisch vollkommen neue Wege beschreiten oder sich gar einer total neuen Hörerschaft eröffnen könnte. Und wer etwas anderes erwartet hätte, ist tatsächlich ein Idiot, oder sollten Bad Religion, sicher eine der beständigsten Bands des Musikbusiness, plötzlich ihren ureigenen Punk mit Crossoverelementen verschandeln? Etwa gar Country-Rock spielen oder ein Orchester engagieren? Vollkommener Blödsinn, denn wer seit 30 Jahren perfekte Musik produziert, muss sich und der Welt nichts mehr beweisen! Zwar gibt es im umfangreichen Backkatalog der Band auch einige Alben, die – wie der 2007er-Vorgänger "New Maps of Hell" – mit weniger Hitdichte gesegnet sind, aber solch moderate Fehltritte sind bei ansonsten fast 100%-igem Hymnenfaktor mehr als verzeihlich.
Trotz des oft kritisierten musikalischen Stillstandes – weniger wohlwollende Musikverständige behaupten standhaft und bösartigerweise, es gäbe nur den schnellen und den langsamen Bad Religion-Song - war die Qualität auf allen Alben immer enorm hoch, so hoch, dass sich die unzähligen Nachahmer trotz der simplen musikalischen Strukturen im Melodic-Punk immer wieder alle Zähne ausbeißen und am Versuch, die großen alten Herren zu imitieren, kläglich scheitern. Denn über all die Ooooohs und Aaaahs und die drei oder vier Akkorde legen die Religionsverweigerer von der West Coast immer diese unwiderstehlichen, großartigen Melodien und Gesangsharmonien, die eben wichtigen von unwichtigem Punk unterscheiden. Was Bad Religion zudem von einem Großteil der Punk-Combos (und natürlich auch von Metalbands aller Schattierungen von White bis insbesondere Black) und deren lyrischem Anarcho-Stumpfsinn abhebt, sind Greg Graffins höchst intelligente und nachdenkliche Texte. Dass der Bad Religion-Sänger keine Dumpfbacke ist, weiß man als Kenner der Band jedoch schon lange, war er doch früher als College-Professor tätig, machte vor einigen Jahren seinen PhD. in Evolutionsbiologie und hält immer noch regelmäßig Vorlesungen an der UCLA, ganz so als ob Rockstar kein Fulltime-Job wäre und Lehrer auch nicht. Und somit bleibt auf "The Dissent of Man" alles beim Alten: "The Day the Earth Stalled" eröffnet das Album gehörig mit ordentlicher Geschwindigkeit, ein Song, der sicher im Moshpit ordentlich zünden wird. Das restliche Songmaterial hält dann kaum Überraschungen bereit, einmal wird ordentlich Gas gegeben, beispielsweise bei "The Resist Stance" oder "Wrong Way Kids", dazwischen gibt es immer wieder Up- und Midtempo-Stampfer a la "Only Rain" oder "Somebody to Believe", die allesamt durch ihre zündenden Melodien für Hochgefühle sorgen. Klarerweise kommt auch "The Dissent of Man" wieder ganz ohne Ballade aus, ein absolut wohltuender Umstand, der mir Bad Religion umso sympathischer macht. Trotzdem muss man dem seit Jahren als Sextett mit 3 Gitarren a la Iron Maiden agierenden kalifornischen Ur-Punks attestieren, dass sie nicht mehr ganz so oft wie früher das Gaspedal durchtreten, beim abschließenden "I Won't Say Anything" sogar dezente Akustikgitaren anzupfen. Ob das eine Folge des fortschreitenden Alters ist, sei hier dahingestellt, immerhin kratzen Greg Graffin und seine Gefolgschaft schon an den 50ern. Vom Professor gibt’s für "The Dissent of Man" für eine überraschungsfreie, jedoch absolut reife und hörenswerte Leistung jeweils 3 Aaaaahs und Ooooohs, dazu zum Aufpeppen den doppelten DS-Akademikerbonus für Doktor Graffin, sozusagen von Professor zu Professor, denn in der studierten Gitarrenrockburschenschaft hilft man sich ja gerne immer wieder mal aus. The Devil in Stitches (Live) Trackliste
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Reviews
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