Roland Wurzer, Innsbrucks Szene-Hans-Dampf-in-allen-Gassen, meldet sich wieder mal zurück. Nicht genug, dass der fleißige Herr hinter den Gothic-Althasen
Darkwell steht, zusätzlich immer wieder bei diversen österreichischen Bands für Gigs aushilft, ein Tonstudio betreibt, in Innsbruck exquisite Metal-Gigs veranstaltet, so ganz nebenbei auch noch Innsbrucks einzig echte Metal-Kneipe, das
Abyss, schmeißt und sogar eine Dependanz irgendwo in den Bergen des Inntales eröffnet hat – nein, Meister Wurz, der grob Unterbeschäftigte, knallt uns so nebenbei noch einen old-school Death Metal-Hammer vor den Latz, der sich ziemlich gewaschen hat. Denn genau das - traditionellen Death Metal der Marke Bolt Thrower oder Unleashed - haben sich
Trust No.1, wo neben Roland mit Matthias Nussbaum an der Klampfe und Raphael Lepuschitz noch zwei weitere
Darkwell-Musikanten ein Zubrot verdienen, auf die Fahnen geschrieben.
Musikalisch wird auf
"Satan in the Vatican" nicht lange gefackelt, das sollte schon nach dem krachigen Opener
"Red Star" (
übrigens KEIN Versuch, sich beim gleichnamigen verehrten Redakteur und Vielschreiber einzuschleimen) klar sein. Die Scheibe geht
geradlinig nach vorne los und die
fünf Wüteriche aus dem Inntal prügeln der geneigten Hörerschaft 10 Death Metal-Bomben durch die Lauscher, dass es auch dem durchtrainiertesten Black Metal-Kraftlackel das Ohrenschmalz durch die Nüstern drücken muss. Klarerweise findet man auf
"Death in the Vatican" keine technischen Meisterleistungen, aber das war auch nicht die Intention hinter dem Projekt. Denn
Trust No.1 verneigen sich mit diesem Album vor den Urvätern des Death Metal und versuchen so nebenbei noch ein paar
kluge Botschaften unters bangende Volk zu röcheln. Denn so einfach gestrickt die Musik auch sein mag, beim Textkonzept hat sich die Band durchaus verausgabt. Man sieht sich als "ein antiautoritäres Kollektiv" und kritisiert in den Texten jede Form von Unterdrückung. Somit teilen Trust No.1 in jedem Song eine
verbale Faustwatsche aus, hier bekommt jeder sein Fett weg, von Nazis über die Kirche bis zum Kommunismus. (
Lediglich auf die Unterdrückung der Frau wurde vergessen, aber als Entschuldigung sei darauf hingewiesen, dass Trust No.1 ein reines Männerkollektiv und feministisches Gedankengut im Heavy Metal sowieso immer noch rar gesät ist.)
Leider wird es
Trust No.1 mit diesem Debut im kaum mehr zu überschauenden Veröffentlichungsdschungel nicht wirklich leicht haben, denn nach einiger Zeit macht sich leider eine gewisse Monotonie im Songmaterial bemerkbar: Zu vorhersehbar sind die meisten Riffs, es fehlt an knackigen Tempiwechseln und in dieser Musikrichtung essentiellen Knüppelparts und Sänger Raphaels Grunzgeschrei ist auf Dauer noch etwas zu gesichtslos. Was
"Satan in the Vatican" zudem dringend nötig hätte, wäre das eine oder andere Solo oder zumindest Melodieversatzstück, um für den gewissen Widererkennungswert – es muss ja nicht gleich ein Hit sein – zu sorgen.
Trotzdem ist
Trust No.1s Erstling auf jeden Fall der
ideale kurzweilige Headbangerstoff für 30 Minuten ordentliches Abmoshen mit Bierdose in der einen und Airgitarre in der anderen Hand. Darum will der Professor auch nicht geizen und er schickt dafür
7.5 Josef Ratzinger-Postkarten direkt aus dem Petersdom. Amen.