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Inmitten des grassierenden Death Metal Fiebers durch den Elektro-Indie-Hit "Head Like A Hole" (von "Pretty Hate Machine", auf dem mit u.a. "Terrible Lie" weitere Hits vertreten sind) – dank MTV´s Headbanger´s Ball - Anfang 1990 auf diese Band aufmerksam geworden, dauerte es doch bis 1994, bis mich der nächste Streich des jungen Trent Reznor vollends in seinen Bann gezogen hat. "The Downward Spiral" ist zwar weit weniger echter Metal, dafür musikhistorisch aber wichtiger als die meisten hier vorgestellten Klassiker.
Das 65 Minuten Epos transportiert sämtliche Facetten der menschlichen Gefühlswelt, genau dieser Punkt macht(e) das Album zu einem derart intensiven Hörerlebnis. Schon der Albumopener, das eruptive Industrialstück "Mr. Self Destruct" markiert einen wilden Wutausbruch und zeigt ebenso wie das interessanterweise als erste Singleauskoppelung ausgewählte "March Of The Pigs", die ungestüme, hardcoreartige Industrialseite von Nine Inch Nails. Das Album pendelt grob gesagt zwischen eben diesen harschen, rabiat-rohen Hardcore/Industrialhämmern und ruhigen, ambientartigen Stücken wie dem einfühlsamen "A Warm Place" oder dem Titelsong. Diese beiden Pole werden angereichert mit Songs wie dem hinterfotzig-abgründigen "Piggy", dem dramatischen "Ruiner" oder dem von typischen EBM-Beats eingeleiteten, von tuckernden Synthies und plakativem Text getragenen "Heresy". Auch auf dem Popularitätssektor konnte das Album seinerzeit punkten: Das aufgrund seiner einprägsamen Textzeile und seiner Dramaturgie zum Hit avancierte "Closer" sprengte seinerzeit jeden Indie-Dancefloor. Dem vorerst eher unscheinbaren Schlußtrack "Hurt", der nicht nur ein Fixpunkt der intensiven NIN-Liveshows war, wurde in der Folge eine besondere Ehre zuteil, indem die Nummer in weiterer Folge vom mittlerweile verblichenen Johnny Cash einfühlsam gecovert wurde. Trotz der Homogenität und dem hohen Qualitätslevel von "TDS" wirkt der Mittelteil der Scheibe ("The Becoming" bis "Eraser") etwas uninspiriert, allerdings nimmt die Platte mit "Reptile" wieder umgehend Fahrt für den fulminanten Albumendspurt auf. "TDS" ist ein Parforceritt der Extraklasse zwischen wilden, hardcoreähnlichen Industrialeruptionen und sphärischen, ambientartigen Teilen, beutelt und beansprucht den Hörer auf einem hohen Intensitätslevel. Eine derartige atmosphärische Dichte darf man nicht oft erfahren. Abgerundet von dem sehr ansprechendem Artwork und dem eindringlichen Textkonzept um die Abgründe der menschlichen Existenz ist "TDS" ein verbindendes Album in der Schnittmenge Industrial/Elektro/Metal. Der Kult um NIN bzw. das Album wurde nicht zuletzt um die sagenumwoben Aufnahmen, welche in den sog. „Le Pig“ Studios in Beverly Hills, in der Villa, in der die Schauspielerin Sharon Tate von Mitgliedern der Sekte um Charles Manson umgebracht wurde, genährt. "TDS" ist eine intensive Hörerfahrung und nicht nur ein Meisterwerk von NIN, sondern der Musikhistorie, es sind fast keine Ausfälle zu beklagen. Nicht nur musikalisch, auch erfolgstechnisch ist dieses Album wahrlich explodiert. Dass ein Wutbatzen dieses Intensitätsgrads die US-Charts knackt und locker kolportiertes 4fach-Platin einstreicht, unterstreicht die Massentauglichkeit dieses anspruchsvollen Werks. In der Manier von den Krupps oder Ministry (und weiteren wichtigen Bands wie The Prodigy, Waltari etc.) verstanden es nicht zuletzt die Nine Inch Nails neue Hörerschichten abseits der Stammklientel zu erreichen. Umgekehrt machte die geballte Intensität dieses Albums viele Metaller neugierig auf und vertraut mit Synthies, Samples und Elektrosounds der Marke Skinny Puppy oder Front 242. Mainman und Multitalent Trent Reznor (der auch die Karriere seines Zöglings Marylin Manson maßgeblich beeinflusste) verstand es, den Kult um seine Truppe zu hegen und zu pflegen und sich zum modernen Industrialgott zu erheben, an dem keiner vorbeikommt. Mit "Further Down The Spiral" erschien 1995 das Remix-Äquivalent zu "TDS". Trackliste
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