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3.5
Wenn man als gestresster Reviewer bei einer High-Profile-Publication wie Darkscene ab und an den schier unüberblickbaren Stapel an Neuerscheinung professioneller und amateurhafter Natur durchscannt, stößt man von Zeit zu Zeit auf exzellente junge Bands, die man irgendwie bisher übersehen hatte. Da verstecken sich immer wieder kleine Juwelen unter den Dutzenden von CDs, die geduldig darauf harren, dass der Reviewer sie sich endlich vorknöpfen und sein (hoffentlich) positives Urteil verkünden möge – immerhin geht es um zukünftige Labeldeals oder die Tatsache, ob man den derzeitigen gar wieder verlieren wird. Wie gesagt: Veröffentlichungen gibt es viele, und so mancher Hammer ging irgendwo verloren und wird erst Monate nach Erscheinen entdeckt und mit den verdienten Lorbeeren gekrönt.
Nicht so bei den – zumindest namenstechnisch - iberophilen Schweden von Dos Sin Nombre, deren Debut "Blind Leading Blind" schon im November letzten Jahres erschien und zu Recht auf meinem CD-Regal ordentlich Staub gesammelt hat. Gegründet im Jahre 2004 hat sich der bemühte Fünfer das auf die Fahnen geschrieben, was man dort um den Polarkreis eben sehr gerne mag: Death Metal, jedoch nicht den der Marke Bolz-Holz-Satan-Die, sondern die etwas zeitgemäßere, melodiöse Variante, wie sie In Flames, die großen Helden des nordischen Neo-Deaths, praktizieren. Nicht dass man nun sagen müsste, dass Los Sin Nombre abgrundtief schlecht musizieren würden, keinesfalls. Die Jungs haben ihre Hausaufgaben brav gemacht, denn jedes Riff und jede Melodie auf "Blind Leading the Blind" erinnert den Hörer unweigerlich an die großen Vorbilder von In Flames. Doch da stellt sich dem Musikfreund in mir die Frage: Wer braucht solches Regurgitat wirklich??? Warum eine billige Kopie hören, wenn das Original immer noch aktiv ist und vor gerade mal einem Jahr mit A Sense of Purpose ein Hammeralbum eingespielt hat??? Erschwerend kommt hinzu, dass Los Sin Nombre auch instrumental und songtechnisch nicht wirklich aus der Masse herausstechen, da gibt es keine gelungenen Soli, die Riffs schraddeln auf Mittelmaß-Niveau und Hooks, an die man sich auch nach Ende des Songs noch erinnert, sucht man auf diesem Album vergebens. In ihrem jugendlichen Übermut neigen Dos Sin Nombre leider auch zu maßloser Selbstüberschätzung, wenn das Bandinfo von „brilliant musician“ und einem „brilliant singer, who will in the future play a key role in the genre“ faselt. Angesichts der gesichtslosen, furchtbar monotonen und jeden gelungenen Songansatz sofort im Keim erstickenden Kreisch-Grunz-Performance von Vokalist Pär Palm bleibt hier nur die Diagnose, es mit einer ausgeprägten Form von krankhafter Hybris zu tun zu haben. Nun bleibt dem Professor mal wieder die unangenehme Aufgabe der Benotung des Prüflings, die in diesem Fall aber eindeutig sein wird. In der Schule gibt es für abschreiben und dabei erwischt werden auch keine positiven Noten, darum lassen wir auch hier keine Gnade walten. Somit vergibt der Professor an Los Sin Nombre – ein programmatischer Name im Übrigen, da sich an die Band wohl kaum jemand in zwei Monaten erinnern wird - 3 von 10 Xerox-Kopierern plus eine halbe Kartusche schwarzen Toner, damit Los Sin Nombre in Zukunft nicht mehr von Hand abschreiben müssen. Trackliste
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